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Qualität und Leistung beeinflussen, wo es geht

(Kommentar, NVR, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit Jahren teilen sich Abellio und die Düsseldorfer Regiobahn die vorderen Plätze im Qualitätsranking an Rhein und Ruhr. Bei der Regiobahn kann man das natürlich damit begründen, dass die halt durch beschauliche Städtchen wie Mettmann oder Viersen fährt, wo Züge schlicht weniger anfällig für Vandalismus sind als in den No-Go-Areas, auch wenn es diese eigentlich ja gar nicht gibt.

Tatsache ist aber, dass sich die Linie S 28 mit mehreren DB-Linien zwischen Düsseldorf und Neuss die Strecke teilt und der Zustand so mancher Bahnhöfe auf der Düsseldorfer Ost-West-Achse zeigt, dass es dort wohl nicht so beschaulich zugeht, wie man anhand der Qualität der Regiobahn-Züge annehmen müsste. Es reicht also nicht, sich zurückzulehnen und zu sagen „Tja, wo fahren ist nun mal sozialer Brennpunkt (Stadtbezirk mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf), da können wir nichts dazu, dass die Züge aussehen wie Schweineställe.“

So funktioniert das weder mit der Sauberkeit noch mit der Pünktlichkeit. Gerade weil die Regiobahn quer durch den Düsseldorfer Hauptbahnhof fährt – einer der größten Verspätungsherde weit und breit – ist das eben kein Grund, die Betriebsstabilität schleifen zu lassen. Das gilt auch bei Abellio. Klar ist die Strecke zwischen Hagen und Siegen nicht so dramatisch. Aber das sagt sich so leicht. Tatsache ist, dass die Ruhr-Sieg-Strecke zwar nur überschaubaren Personenverkehr hat, aber ein umfassendes Güterverkehrsaufkommen dort stattfindet.

Auch hier gibt es betriebliche Wechselwirkungen mit dem Regionalverkehr, gerade wenn Güterzüge Expresstrassen haben und die Personenzüge von Abellio zusehen müssen, dass sie dennoch pünktlich fahren. Das gilt umso mehr auf der viel befahrenen Ruhrgebietsstrecke, wo man immer wieder hört, dass Züge allein wegen der hohen Streckenauslastung nicht pünktlich fahren können. Dabei ist das nur teilweise richtig. Seit z.B. auf der Linie RE 7 zwischen Münster und Krefeld spurtstarke Züge eingesetzt werden, hat sich die Sache mit der Pünktlichkeit deutlich verbessert.

Und auch das kommt nicht von ungefähr: Man kann eingefangene Verspätungen eben leichter wieder rausfahren und ist zurück im Fahrplan. Deswegen ist auch der Einsatz der neuen RRX-Triebzüge in einigen Jahren so wichtig, weil sie dafür sorgen, dass die Verkehrsleistungen insgesamt zuverlässiger werden. Und deswegen ist der Einsatz neuer Züge so wichtig. Keine Rolle spielt das Alter der Fahrzeuge indes in Fragen der Sauberkeit. Auch altes kann man sauber halten und auch neue Züge können nach wenigen Tagen im Einsatz so verdreckt sein, dass es ekelig ist.

Wenn die mit uralten Olympiatriebzügen aus Bundesbahnzeiten gefahrene Linie S 68 die saubersten sind, dann zeigt sich eben, dass es keinen Wirkungszusammenhang zwischen Alter und Sauberkeit gibt. Es ist Sache der Betreiber sicherzustellen, dass die Züge sauber sind. Und es ist Sache des Aufgabenträgers, verschmutzte Züge zu pönalisieren. Es muss bei Schlechtleistungen auch Durchgriffsrechte geben, um zu sagen „Ihr macht das jetzt so und so!“ Qualität und Leistung sicherzustellen ist primäre Pflicht des Aufgabenträgers.


Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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