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Partnerschaft von Nürnberg und Krakau

(Bayern, Polen) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit vierzig Jahren besteht die Städtepartnerschaft zwischen Krakau und Nürnberg. Die beiden Verkehrsbetriebe MPK Krakau und VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg füllen diese seit rund dreißig Jahren mit Leben. Immer wieder arbeiten sie zusammen – beispielsweise, wenn es darum geht, historische Fahrzeuge zu restaurieren. Aber auch die Abgabe von Nürnberger Fahrzeugen nach Krakau ist ein Bestandteil der engen Beziehungen.

Einen Überblick über die jahrzehntelange Kooperation bot eine Veranstaltung auf der Haltestelleninsel am Plärrer am letzte Wochenende Dort waren restaurierte Straßenbahnen zu bestaunen und die Straßenbahnerkapelle sorgte für Stimmung. Noch während des Zweiten Weltkrieges gab es erste Kontakte zwischen den Städten Krakau und Nürnberg, was den öffentlichen Personennahverkehr anging.

Damals überließ Nürnberg im Rahmen des Reichleistungsgesetzes Krakau „altbrauchbare“ Zeppelin-Straßenbahnwagen mit passenden Beiwagen. Das ist interessant für die späteren Beziehungen der beiden Städte, weil einer der Zeppelinwagen 1984 als Museumswagen nach Nürnberg zurückkehrte und dazu beitrug, dass sich die Verkehrsbetriebe und auch die Städte auf Augenhöhe begegneten und näher kamen.

1989 begann dann eine rege Zusammenarbeit der beiden Verkehrsbetriebe. So verkaufte die VAG insgesamt rund 200 Straßenbahnfahrzeuge nach Krakau: bis 1994 Großraumwagen mit Beiwagen, von 1994 bis 2004 folgten Gelenkwagen mit Beiwagen und von 2006 bis 2011 nochmals Stadtbahnwagen mit Niederflurmittelteil. Letztere sind heute noch in der polnischen Stadt im Einsatz.

Doch nicht nur die VAG pflegt diese engen Kontakte zu den Krakauer Verkehrsbetrieben, sondern auch die Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e.V., die in Kooperation mit der VAG das Historische Straßenbahndepot St. Peter betreiben und sich intensiv um dessen historischen Fuhrpark kümmern. Schließlich initiieren sie immer wieder Restaurierungsprojekte, für die sich die MPK über die Jahre als optimaler Partner herauskristallisiert hat.

„In den Werkstätten in Krakau haben sie noch das Know-how und die Ausstattung, Oldtimerfahrzeuge beispielsweise aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts so originalgetreu wie möglich wieder aufzubauen“, weiß Thomas Luber, Chef der Straßen- und U-Bahn-Werkstätten der VAG. „Wir könnten das in unseren modernen Anlagen gar nicht mehr bewältigen.“

So bauten die Krakauer von 2010 bis 2012 im Auftrag der Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn einen zweiachsigen Beiwagen aus dem Ursprungsjahr 1906 wieder auf. Parallel dazu gab die VAG den Umbau eines Gelenkwagens zur Partybahn EXTRATOUR in Auftrag. Diese konnte 2013 als längste Party-Limousine der Stadt in Nürnberg in Betrieb genommen werden. Das jüngste Projekt war der Wiederaufbau des Jugendstil-Beiwagens 1023. Erst im Frühjahr dieses Jahres hat dieser seinen Dienst im historischen Fuhrpark des Depots St. Peter aufgenommen.



Stefan Hennigfeld
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