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15. Berliner Bahngespräche

(Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Unter dem Titel „Verkehrswende – nur mit uns“ fanden letzte Woche die 15. Berliner Bahngespräche der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV (BAG-SPNV) statt. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr die Frage, wie eine Verlagerung von mehr Verkehr auf die Schiene gelingen kann. Das Thema stieß auf großes Interesse bei den rund 130 Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

In ihrer Begrüßung unterstrich die Präsidentin der BAG-SPNV, Susanne Henckel, wie wichtig es für ein Erreichen der Klimaziele ist, dass alle Vertreter der Bahnbranche eng zusammenarbeiten. Es gehe darum, die von der Bundesregierung für die Schiene zusätzlich zur Verfügung gestellten Mittel zügig zu investieren und den SPNV so auszubauen, dass er die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen kann.

Das gehe nur gemeinsam. Mit einer Vielzahl unterschiedlicher Ansätze komme man nicht schnell genug voran. François Bausch, Minister für Mobilität und öffentliche Arbeiten des Landes Luxemburg, erläuterte wie Luxemburg sich den Herausforderungen des Klimawandels stellt. Wichtig sei es, zunächst eine Vision dafür zu entwickeln, wie eine Verlagerung von mehr Verkehr auf die Schiene, den ÖPNV und das Fahrrad erfolgen soll.

Luxemburg habe sich klar für den Ausbau der Schiene entschieden und investiere mit 600 Euro pro Person und Jahr mehr in die Schiene als jedes andere europäische Land. Dazu kämen der Ausbau des ÖPNV-Netzes, eine deutliche Ausweitung des Park&Ride-Angebots sowie des Radwegenetzes. Dies sei notwendig, um attraktive Alternativen zum Individualverkehr anzubieten. Ab dem 1. März 2020 werde Luxemburg dann als erstes europäisches Land den Null-Tarif für alle Fahrten im ÖPNV einführen.

Zudem soll eine multimodale App den Kunden über Staus, ÖPNV-Verbindungen und Anschlüsse so informieren, dass er jederzeit entscheiden kann, wie er seinen Zielort schnell erreichen kann. „Die Fokussierung auf den Ausbau alternativer Verkehrsmittel ist wichtig, um eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens zu erreichen“, sagte François Bausch. „Es wäre zu wenig, nur den Null-Tarif im ÖPNV einzuführen. Das Angebot muss so attraktiv sein, dass es die Menschen überzeugt.“

Wiebke Zimmer, stellvertretende Bereichsleiterin Ressourcen & Mobilität des Öko-Instituts, führte aus, dass die Verkehrswende nicht allein durch eine Verminderung des Ausstoßes von Treibhausgasen erreicht werden kann. Vor allem Verhaltensänderungen seien dafür notwendig. Zwar seien die im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung verankerten Instrumente beispielsweise zur Stärkung des Schienenpersonen-, Bus-, Rad- und Fußverkehrs sinnvolle Maßnahmen, um die Verkehrswende einzuleiten.

Sie reichten aber alleine nicht aus. Die für die Verkehrswende notwendigen Änderungen im Mobilitätsverhalten müssten auch eingefordert werden, zum Beispiel durch eine konsequente Parkraumbewirtschaftung zu einem nicht zu niedrigen Preis. Hohe Parkgebühren sollen so darauf abzielen, Menschen auf Busse und Bahnen zu locken.



Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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