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Ernüchterung im Fernbusmarkt

(Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Im sechsten Jahr der Marktliberalisierung ist es ruhiger geworden um das Thema Fernlinienbusse. Zu den Hochzeiten dynamischer Markt- und Anbieterentwicklung verging kaum ein Tag ohne Neuigkeiten zu Angeboten, neuen Wettbewerbern, Linienausweitungen oder Aktionspreisen.

„Durch die Quasi-Monopolstellung, Kapazitäts- und Netzoptimierungen sowie Sättigungserscheinungen ist der Markt für Fernlinienbus-Reisen in Deutschland für die Wachstumsgeschichte von Flixbus nicht mehr ergiebig – die Kunden haben sich an das neue Angebot und niedrige Preise gewöhnt, das wahrgenommene Preis-Leistungsverhältnis ist gut“, betont Prof. Dr. Andreas Krämer, Autor der Studie MobilitätsTRENDS 2018.

Nach der Marktliberalisierung (2013) hat sich in den folgenden Jahren bis 2015 eine dynamische Entwicklung der Fernbusnutzung auf rund 23 Millionen Fahrten pro Jahr ergeben. Dies liegt vor allem am Einstieg neuer Player, einem raschen Kapazitätsaufbau und dem beginnenden Preiswettbewerb. Die Marktkonsolidierung 2015/16 (Übernahme von Megabus und Postbus durch Flixbus, Ende von Berlin-Linien-Bus der Deutschen Bahn etc.) mit anschließender Quasi-Monopolstellung von Flixbus hat zunächst zu einer Kapazitätsdrosselung geführt.

Infolgedessen kam es bei innerdeutschen Reisen 2016 zu einem leichten Fahrtenrückgang. Stärkere Wachstumsraten ergeben sich in letzter Zeit im Wesentlichen durch den Ausbau internationaler Verbindungen. Gleichzeitig wird das Netz innerhalb Deutschlands weiter optimiert. Dies führt zu einer stärkeren Konzentration auf Kernrelationen zwischen den wichtigsten Städten.

So liegt z.B. die Anzahl der täglich verfügbaren Verbindungen auf der Strecke Berlin–Dresden bei 144 (Bahn: 74), während dies für die Strecke Gießen–Freiburg nur vier Verbindungen (Bahn: 46) sind. Teilweise wird in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, dass jeder vierte Deutsche den Fernbus mindestens einmal pro Jahr nutzt. Im Rahmen einer großangelegten, als repräsentativ bezeichneten Studie wurde im Januar 2018 ein Nutzeranteil von 28 Prozent (Zielgruppe ab 16- Jährige deutschsprachige Wohnbevölkerung) ausgewiesen.

Die eigene Studie Mobilitäts-TRENDS kommt hingegen auf einen Kundenanteil in der Bevölkerung von neun Prozent. Bei einer Bevölkerungszahl (ab 16 Jahre). Die Entwicklung des Preisniveaus bei Reisen mit dem Fernbus wird im Untersuchungsansatz einerseits durch eine Recherche der günstigsten verfügbaren Preise (standardisierte Methodik auf Kernverbindungen) untersucht, anderseits durch die direkte Abfrage der gezahlten Preise bei den Nutzern.

In beiden Fällen ist eine relative Erhöhung der Preise im Vergleich zu 2015/16 erkennbar. Aber: Mit einem Preis von etwa fünf Cent pro km werden die Preise des SPFV weiterhin deutlich unterschritten. Besonders groß wird die Preisabweichung bei kurzfristigen Reiseentscheidungen, bei denen die Sparpreise der DB AG teurer werden, während die Fernbuspreise sich entlang der Buchungsfrist kaum verändern.




Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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