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Mofair zum Personalmangel

(VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Nachdem der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) den Verkehrsvertrag über ein Teillos der S-Bahn Rhein-Ruhr rund drei Monate vor dem Betriebsstart gekündigt hat, hat sich nun auch der Wettbewerberverband Mofair e.V. zu Wort gemeldet. Verbandspräsident Christian Schreyer: „Wir alle haben Probleme mit der Personalknappheit, auch die DB Regio. Die Lösung kann nicht sein, Verkehrsverträge zu kündigen, die noch nicht mal begonnen wurden und damit noch mehr Unruhe in den Markt zu bringen. Ziel muss es sein, dass der wettbewerblich vergebene Vertrag erfüllt werden kann. Dazu müssen die Akteure der Branche zusammenarbeiten. Dazu gibt es gerade in Nordrhein-Westfalen sehr gute Ansätze.“

Hintergrund: 2016 sind die zwei Lose der S-Bahn Rhein-Ruhr im Wettbewerb vergeben worden. Der bisherige Betreiber DB Regio kam dabei nicht mehr zum Zug. Stattdessen ging ein Los an Abellio Rail NRW, das andere an Keolis. Seitdem haben sich beide Unternehmen auf die Betriebsaufnahme zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 vorbereitet. Dies bedeutet insbesondere den Aufbau von Organisationsstrukturen, effizientem Management und Betriebsplanung sowie nicht zuletzt die Akquise von geeignetem Fahrpersonal.

Diese gestaltet sich in den vergangenen Jahren zu nehmend schwieriger. Dies gilt ohne Unterschied für alle Betreiber. Da die Beschaffung und Instandhaltung der Fahrzeuge gesondert vergeben worden sind, hat der Aufgabenträger Zugriff darauf. Sie stehen in beiden Losen im Eigentum des VRR. Der Verband verweist darauf, welche Anstrengungen die Unternehmen zwischen Rhein und Weser in den letzten Jahren gemeinsam unternommen haben, um gegen die Personalknappheit anzugehen.

So wurde u.a. die gemeinsame Imagekampage auf die Beine gestellt. Darüber hinaus gibt es ein Abkommen über die gegenseitige Vergütung von Ausbildungskosten, wenn ein Triebfahrzeugführer nach der Ausbildung zu einem anderen Unternehmen wechselt. Das Unternehmen, das ausbildet, soll neben dem Verlust der Fachkraft nicht auch noch auf den Ausbildungskosten sitzen bleiben.

Mofair hält daher den Weg der Kündigung für falsch: „Vor diesem Hintergrund würde der VRR mit der abrupten Kündigung des Vertrags mit Keolis in zweierlei Hinsicht einen Präzedenzfall schaffen: Zum ersten Mal würde ein Verkehrsvertrag vor Betriebsaufnahme gekündigt; und zum ersten Mal würde ein Verkehrsvertrag aus einem Grund gekündigt werden, der alle EVU gleichermaßen betrifft. Vor allem beunruhigt eine solche Vorgehensweise den Markt für händeringend gesuchtes Personal zusätzlich und konterkariert die bisherigen Maßnahmen. Stattdessen sind gemeinsame Lösungen der Branche gefragt.“

Im konkreten Fall ist zudem offen, ob DB Regio in der Lage ist, kurzfristig die Leistungen zu übernehmen. So sind nach Zughalt-Informationen rund zwanzig Triebfahrzeugführer ab Dezember fest bei DB Fernverkehr eingeplant. Hier muss man abwarten, was ab Dezember passieren wird.



Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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