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MyDealz: Studie zur Weitergabe der Umsatzsteuer-Senkung

(Fernverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Bahnfahren soll attraktiver werden. Das ist das erklärte Ziel der Bundesregierung. Und dieses Ziel lässt sich die Große Koalition einiges kosten. Pünktlich zum 1. Januar ist der Mehrwertsteuersatz bei Fernverkehrtickets von 19 auf sieben Prozent gesunken. Der Staat verzichtet damit jährlich auf Steuereinnahmen in Höhe von 400 Millionen Euro. Das Ziel der Mehrwertsteuerreform: Rund fünf Millionen Reisende sollen vom Auto und Flugzeug auf die Bahn umsteigen.

Ob Bahnfahren nun wirklich preiswerter ist, hat das Verbraucherforum MyDealz analysiert. Wer am 28. Januar mit der Bahn von Bremen nach Saarbrücken und am 30. Januar wieder zurückfährt, zahlt im Flextarif mit 217,60 Euro 14,7 Prozent weniger als noch in der Zeit vom 5. bis zum 7. November. 23,2 Prozent sparen Reisende, die am 28. Februar mit der Bahn für 145,60 Euro statt 189,50 Euro von Düsseldorf übers Wochenende nach Karlsruhe und am 1. März wieder zurückfahren.

Dass beide Fälle keine Ausnahmen sind, zeigt eine Stichprobe des Verbraucherforums MyDealz. Für 760 innerdeutsche Verbindungen haben die Betreiber von MyDealz die Preise für Fahrkarten im Flex- und Spartarif verglichen. Fahrten im Flextarif sind nun 10,9 Prozent (22,05 Euro) preiswerter als noch im November und Dezember 2019. Die Preise für Fahrkarten im Spartarif sind zeitgleich um 34,4 Prozent (39,18 Euro) gesunken. Doch nicht alle Fahrgäste profitieren gleichermaßen von den günstigeren Ticketpreisen.

Reisende, die werktags mit der Bahn fahren, zahlen am wenigsten für ihre Fahrkarten. Reisende, die am Wochenende mit der Bahn fahren, profitieren am stärksten vom Preisrückgang. Das sind zwei Kernergebnisse, zu denen das Verbraucherforum MyDealz bei seiner Stichprobe gelangt ist. Was auf den ersten Blick widersprüchlich klingt, dürfte eine einfache Erklärung haben: Weil die Nachfrage am Wochenende generell größer ist, sind die Preise dort höher.

Während die Zahl der Geschäftsreisenden an Werktagen aber nur leicht zurückgegangen ist, sind zurzeit deutlich weniger Reisende am Wochenende privat unterwegs. In der Folge sinken die Preise für Bahnfahrten am Wochenende schneller als die Preise für Bahnfahrten an Werktagen. Deutlich macht dies ein Vergleich der Fahrpreise, die MyDealz bei der ersten Stichprobe für Bahnfahrten im November und Dezember und bei der zweiten Stichprobe für Bahnfahrten im Januar und Februar ermittelt hat.

Auf den 760 analysierten Verbindungen haben Reisende im November und Dezember für Bahnfahrten werktags noch 188,46 Euro im Flextarif und 101,27 Euro im Spartarif gezahlt. Fahrten am Wochenende kosteten 205,54 Euro (Flextarif) beziehungsweise 126,28 Euro (Spartarif). Je nach Wochentag unterschieden sich die Preise im Flextarif also um 8,3 Prozent (17,08 Euro) und im Spartarif um 19,8 Prozent (25,01 Euro).

In der Zwischenzeit sind die Preise für Bahnfahrten am Wochenende aber schneller gesunken als die für Bahnfahrten am Wochenende. Wer werktags Bahn fährt, zahlt im Flextarif nun durchschnittlich 7,4 Prozent (13,88 Euro) und im Spartarif 33,0 Prozent (33,40 Euro) weniger als noch in der Vorweihnachtszeit. Bahnfahrten am Wochenende sind im Flextarif hingegen nun durchschnittlich 12,4 Prozent (25,39 Euro) und im Spartarif sogar 35,5 Prozent (44,96 Euro) preiswerter als noch Ende letzten Jahres.

In der Folge haben sich die Preisunterschiede angeglichen: Reisende zahlen auf den 380 analysierten Strecken aktuell im Schnitt 180,07 Euro im Flextarif und 81,85 Euro im Spartarif, wenn sie freitags mit der Bahn hin- und sonntags zurückfahren. Wenn sie dienstags mit der Bahn hin- und donnerstags zurückfahren, zahlen Reisende im Flextarif hingegen 175,04 Euro und im Spartarif 67,87 Euro.

Bahnfahren ist werktags im Flextarif also nur noch 2,9 Prozent (5,03 Euro) und im Spartarif 20,1 Prozent (13,98 Euro) günstiger als am Wochenende. Auch wenn Bahnfahren rein rechnerisch günstiger geworden ist, profitieren nicht alle Reisende von den gesunkenen Durchschnittspreisen. Hinter ihnen verbergen sich vielmehr große Unterschiede.

Verglichen mit dem letzten November und Dezember sind Bahnfahrten an Werktagen im Spartarif zwar nun in 352 von 380 Fällen und im Flextarif in 306 von 380 Fällen günstiger geworden während am Wochenende die Preise für 348 von 380 Fahrten (Spartarif) beziehungsweise 320 von 380 Fahrten (Flextarif) gesunken sind. Auf einigen Bahnstrecken zahlen Reisende aber nun nicht weniger, sondern mehr als noch Ende 2019.




Stefan Hennigfeld
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