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NVV: Diskussion zum den SPFV-Halt Bebra

(Fernverkehr, Hessen, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Diskussion um den SPFV-Halt in der Eisenbahnerstadt Bebra im hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg hält an. Im Dezember 2018 hielten dort die bislang letzten Fernverkehrszüge der DB AG, allerdings fordern sowohl Kommunalpolitiker als auch der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV), dies alsbald wieder zu ändern.

Jetzt haben sich Landrat Michael Koch (CDU), NVV-Geschäftsführer Steffen Müller und Bebras Bürgermeister Stefan Knoche (parteilos) an Michael Peterson gewandt, den Vorstandsvorsitzenden der DB Fernverkehr AG. Die Entscheidung, ob die Züge in Bebra halten oder nicht, obliegt einzig und allein der DB AG, da diese den SPFV eigenwirtschaftlich betreibt. Die politischen Akteure haben zwar die Möglichkeit, mit Argumenten Einfluss zu nehmen, jedoch keine rechtliche Handhabe.

In einem offenen Brief jedoch legen sie ihre Argumente dar und versuchen, den DB-Konzern davon zu überzeugen, die Stadt Bebra in Zukunft wieder an den SPFV anzuschließen. Zuletzt hielten dort einzelne InterCity-Züge, die aus dem Ruhrgebiet in den Freistaat Sachsen fahren und dabei Hessen durchqueren. Die drei Verfasser schreiben, dass man bereits in Wabern im Schwalm-Eder-Kreis gemeinsam einen SPFV-Halt etabliert und dadurch für Fahrgastzuwächse gesorgt hat. Dies solle man nun auch in Bebra machen.

Die Verfasser schreiben: „Mit zirka sechstausend Ein- und Aussteigern ist Bebra einer der wichtigsten Bahnhöfe in Nordhessen. Der Umbau des Bahnhofes inklusive der Errichtung eines 76er-Gleises für den Fernverkehr sowie die Modernisierung des Inselbahnhofes bieten eine hervorragende Ausgangslage für sinnvolle Kombination aus Nah- und Fernverkehr. Aktuell investiert die Stadt Bebra in die Instandsetzung des Gebäudes rund neun Millionen Euro. Im Erdgeschoss des Gebäudes wird neben einem großen Warteraum mit WC-Anlagen ein Museum zum Thema Grenzbahnhof entstehen.“

Die Politiker und der NVV-Geschäftsführer bieten an, die DB AG „bei einer Verbesserung der IC-Halte in Bebra aktiv zu unterstützen, z.B. mit der Integration des Fernverkehrs in unsere Markteing-Medien, die Integration der Anreise nach Bebra in das City-Ticket, aber auch durch die Anerkennung unseres Tarifes in den IC-Verbindungen. Hier sehen wir ein großes Potential, das wir beide sinnvoll nutzen und gemeinsam entwickeln können. Darüber sollten wir im Sinne unseres gemeinsamen Interesses an der Verkehrswende in einen konstruktiven Austausch kommen.“

Tarifintegration des Fernverkehrs in den Verkehrsverbund heißt folgendes: Der Verkehrsverbund zahlt an die DB AG, im Gegenzug gelten Verbundfahrscheine auch in den Fernverkehrszügen. Eine solche Regelung gibt es beispielsweise im InterCity zwischen Bremen und Norddeich. Ähnliches hat man im Raum Westfalen-Lippe in der Vergangenheit mehrfach geplant, sowohl zwischen Hagen und Siegen als auch zwischen Hamm und Warburg.

Allerdings waren die Planungen nie gerichtsfest. Zwischen Hagen und Siegen wollte man sogar den Regionalverkehr abbestellen und reduzieren, um im Gegenzug darauf zu hoffen, dass die DB AG einen formal eigenwirtschaftlichen Fernzug fährt, der dann aber durch die Aufgabenträger mitfinanziert wird. Davon hat man wegen der juristischen Aussichtslosigkeit aber immer wieder abgesehen.

Zwischen Hamm und Warburg gab es bereits Verträge zwischen dem NWL und der DB AG, die allerdings von der Firma Abellio damals erfolgreich angefochten worden sind. Ob es also tatsächlich gelingt, Geldflüsse zwischen dem NVV und der DB Fernverkehr AG zu vereinbaren und diese Verträge so zu gestalten, dass sie vor der Vergabekammer nicht anfechtbar sind, ist fraglich. Dennoch sieht man in Nordhessen „eine große Chance“, die man „nicht verstreichen lassen sollte.“

„Dazu kommt, dass wir zum Fahrplanwechsel eine weitere deutliche Verbesserung des Verkehrsknotens Bebra umsetzen werden. Gemeinsam mit seinem Gesellschafter, dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg und dem Partner Stadt Bebra wird das Angebot auf der Achse Kassel – Bebra – Bad Hersfeld auf einen Dreißig-Minuten-Takt verdichtet und die Verkehre Bebra – Eschwege – Göttingen systematisch vertaktet. So entsteht in Bebra zum Fahrplan 2020/21 ein attraktiver Eisenbahnknoten zur Minute ´30.“ Hier möchte man nun die DB AG soweit unter öffentlichen Druck setzen, dass diese sich zu Verhandlungen bereiterklärt – mit dem Ziel, den SPFV auch in der nordhessischen Fläche zu verbessern.





Stefan Hennigfeld
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