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VDE 8 wurde feierlich eröffnet

(Fernverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Über 28 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer wurde am letzten Wochenende das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8 in Betrieb genommen: Es braucht jetzt nur noch etwa vier Stunden, um mit dem ICE über die Neubaustrecke aus der bajuwarischen Landeshauptstadt München in die Bundeshauptstadt Berlin zu fahren. Bislang waren es rund sechs Stunden, künftig werden es viereinhalb sein.

Mit den dreimal täglich fahrenden Sprinterzügen bleibt die Reisezeit sogar bei unter vier Stunden. Mit der Fahrt zweier Sonderzüge und einem großen Festakt in Berlin wurde die modernste Eisenbahnstrecke Deutschlands zwischen Berlin und München feierlich in Betrieb genommen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der kommissarische Bundesverkehrsminister Christian Schmidt (CSU) und mehrere Vertreter von Landesregierungen, u.a. Bayerns Landesverkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) eröffneten mit dem DB-Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz an fünf Bahnhöfen die über 500 Kilometer lange Strecke. Mit Fertigstellung der Neubaustrecke von Erfurt nach Ebensfeld (bei Bamberg) ist das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8 beendet.

Seit den Fahrplanwechsel am letzte Sonntag fahren pro Tag 35 ICE-Züge über die neue Strecke. Der DB-Vorstandsvorsitzende Richard Lutz würdigte die Eröffnung der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke durch den Thüringer Wald als Meilenstein: „Heute ist ein historischer Tag: Mit dieser Eisenbahnstrecke der Superlative rückt Deutschland näher zusammen. Berlin und München sind künftig in Rekordreisezeit von weniger als vier Stunden verbunden, und zwar von Innenstadt zu Innenstadt. Mit diesem Angebot werden wir mehr Menschen als je zuvor für die Bahn begeistern.“

Mit der Eröffnung der Strecke Berlin–München ist der größte Fahrplanwechsel seit Gründung der DB mit zahlreichen Angebotsverbesserungen verbunden. Ab Sonntag fährt ein Drittel aller DB-Fernzüge nach neuem Fahrplan. 45 Bahnhöfe in ganz Deutschland sind mit dem ICE über die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke durch den Thüringer Wald direkt erreichbar. 17 Millionen Menschen in Deutschland profitieren von kürzeren Reisezeiten, neuen Direktverbindungen und besseren Anschlüssen.

Die DB rechnet auf dieser Verbindung mit einer Verdoppelung ihres Marktanteils auf 40 Prozent. Die Angebotsoffensive ist Teil des Qualitätsprogramms „Zukunft Bahn“, mit dem die DB das Reisen komfortabler und verlässlicher macht. Erfurt bietet als neues Bahn-Drehkreuz in Mitteldeutschland schnelle Verbindungen mit stündlichen Fernverkehrszügen in alle vier Himmelsrichtungen. Dabei sind die Anschlüsse zum Nahverkehr bestmöglich abgestimmt, so dass die Reisezeitvorteile der neuen Strecke auch in die Regionen getragen werden.

Derweil hat Alstom die klomplette ICE-Flotte, die für diese Strecke vorgesehen ist, mit seiner Bordsignaltechnik Atlas 200 (ETCS/ERTMS** Level 2 Baseline 3) ausgerüstet. Diese Baseline 3 entspricht dem neuesten technologischen ETCS-Standard und gewährleistet einen reibungslosen, sicheren Hochgeschwindigkeitsbetrieb.

„Wir sind stolz darauf, zusammen mit der Deutschen Bahn ein neues Kapitel im europäischen Bahnverkehr zu öffnen und damit für mehr Fahrgastsicherheit zu sorgen. Die Bahnfahrt von Berlin nach München in weniger als vier Stunden ist ein großartiger Erfolg, der eine wettbewerbsfähige, umweltfreundliche Alternative zum Auto und Flugzeug bietet. Wir sind das erste Unternehmen, das diese Art von ETCS in die Praxis eingeführt hat, was das breite Spektrum unseres Portfolios im Mobilitätssektor demonstriert“, so Gian-Luca Erbacci, Senior Vice President für Alstom Europa.

Beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) nahm man die Eröffnung zum Anlass, um für eine verstärkte Nutzung des SPFV statt deutscher Binnenflieger zu werben. Bernd Sluka, der Vorsitzende des VCD Bayern empfiehlt: „Von Stadtzentrum zum Stadtzentrum ist der ICE mindestens so schnell wie der Umweg über Flughäfen, Wartezeiten und einen langwierigen Check-In.“

Sluka: „Anstatt das schädlichste aller Verkehrsmittel, den Kurzstreckenflieger zu nehmen, können Sie jetzt mit der Bahn klimaschonend unterwegs sein. Das ist echte Elektromobilität, zumal die Züge zunehmend mit regenerativem Strom betrieben werden.“ Dabei bleibt die Fahrzeit in der Bahn keine verlorene Zeit, sondern kann sinnvoll zum Arbeiten, Lesen und Entspannen genutzt werden. Selbst in der zweiten Klasse gibt es mehr Beinfreiheit als im Flugzeug und man kann sich sogar die Beine vertreten.




Stefan Hennigfeld
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