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VRR kündigt S-Bahnvertrag mit Keolis

(VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Wie der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR (VRR) am gestrigen Mittwoch bekannt gegeben hat, wird der Verkehrsvertrag mit Keolis (Eurobahn) über Teile der S-Bahn Rhein-Ruhr knapp drei Monate vor dem Betriebsstart gekündigt. Als Grund wird der nicht in ausreichender Zahl vorhandene Personalstamm bei Keolis genannt. Nur etwa die Hälfte der nötigen Triebfahrzeugführer sei Stand jetzt eingestellt. Das Unternehmen wird daher voraussichtlich nicht, wie geplant, die Linien S 1 und S 4 übernehmen.

Im Rahmen einer Notvergabe soll nun für weitere zwei Jahre DB Regio als bisheriger Betreiber dort fahren, parallel läuft eine neue Ausschreibung. Die Neuvergabe haben die politsichen Gremien des VRR beschlossen, die Verwaltung wird nun beauftragt, diese durchzuführen. Ein langer Vorlauf für eine Betriebsaufnahme im Dezember 2021 dürfte nicht nötig sein, da die Fahrzeuge bereits vorhanden sind.

Ob Keolis diese Kündigung akzeptiert oder ob das Unternehmen seinerseits juristische Schritte einleitet, ist derzeit noch nicht bekannt. In einer schriftlichen Stellungnahme von heißt es am gestrigen Nachmittag: „Wir sind zutiefst enttäuscht und schockiert, diese wichtige Information den Medien entnehmen zu müssen. Zurzeit werden alle Hebel in Gang gesetzt, um diese Sachlage zu klären. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keinerlei Informationen hierzu schriftlich vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr erhalten.“

VRR-Vorstandssprecher Ronald Lünser hat sich derweil auch zu der Sache geäußert: „Insbesondere nach der durch den NWL und dem VRR ausgesprochenen Abmahnung von Keolis Ende des letzten Jahres müsste deutlich geworden sein, dass wir durchaus bereit sind auch konsequente Schritte zu gehen, um die Qualität im SPNV zu sichern. Fehlende Triebfahrzeugführer sind in der Branche ein bekanntes Problem, das dringend über Ausbildungsprogramme behoben werden muss.“

Kurzfristig sei das jedoch im konkreten Fall nach Lünsers Auffassung nicht zu lösen. Keolis könne „realistisch binnen drei Monaten keine rund sechzig bis achtzig Mitarbeiter qualifizieren und somit keinen verlässlichen Fahrbetrieb garantieren. Umso unverständlicher ist es, dass seit Vertragsabschluss im Jahr 2016, das Unternehmen nicht in der Lage ist die notwendigen Rekrutierungen von Personalen umzusetzen“, so Ronald Lünser.

Allerdings: Ob DB Regio in der Lage ist, den Betrieb aufrecht zu erhalten, ist auch fraglich. Nach Informationen der Zughalt-Redaktion soll eine Gruppe von etwa zwanzig Triebfahrzeugführern ab Dezember bereits fest bei DB Fernverkehr eingeplant sein. Die Instandhaltung der ab 2008 angeschafften ET 422 wäre in jedem Fall weiterhin durch DB Regio am Standort Essen geschehen.

Diese Leistungen wurden ebenfalls ausgeschrieben und DB Regio hat sich mit seinem Angebot behaupten könnten. Die Werkstattmitarbeiter sind also vorhanden, beim Fahrpersonal könnte es kritisch werden. Hier bleibt es in den kommenden Wochen und Monaten auf mehreren Ebenen ausgesprochen spannend.




Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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