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Xavier: Fernbusse nachgefragt

(Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Fernbusse haben in Folge des Sturmtiefs Xavier im Norden und Osten Deutschlands dank flexibler Planung wesentlich dazu beigetragen, dass Fahrgäste trotz massiver Schäden an der Verkehrsinfrastruktur ihr Ziel erreichen konnten. Dies zeigen aktuelle Zahlen, die der größte Fernbusanbieter Flixbus erhoben hat. Während zahlreiche Verkehrswege mitunter tagelang gesperrt oder unpassierbar waren, konnten Fernbusse bereits kurz nach dem Ausklingen des Sturms beginnen, zusätzliche Passagiere mit Sonderfahrten zu befördern und damit den Verkehr in Deutschland zu stabilisieren.

Zahlen vom 6. Oktober 2017 – einen Tag nach dem Auftreten des Orkans in Deutschland – zeigen im Vergleich zum Vorwochenwert eine Steigerung der Sitzplatzkilometer um 5,3 Prozent. Flixbus hat zudem fast elf Prozent mehr Busse eingesetzt als es laut ursprünglichem Fahrplan der Fall gewesen wäre. Möglich wurde diese Anpassung an den großen Bedarf nach Ausfällen bei anderen Verkehrsträgern durch den Einsatz technologiebasierter Analysetools, die eine schnelle und effiziente Organisation zulassen.

„Die Ereignisse zeigen deutlich, dass der Fernbus in Deutschland ein wichtiger Eckpfeiler für den Verkehr auf langen Strecken ist“, sagte Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin des bdo, zu den Entwicklungen seit dem Sturmtief Xavier. „Je breiter die Verkehrslandschaft in Deutschland aufgestellt ist, desto besser können wir auf solche Extremsituationen reagieren. Das ist gut für tausende Menschen, die nach einem außergewöhnlichen Wetterereignis oder anderweitigen Verkehrsbehinderungen so schnell wie möglich zu ihren Freunden und Verwandten nach Hause oder zur Arbeit wollen.“

Im Einzelnen zeigen die Zahlen von FlixbBus insbesondere für die Strecke Berlin-Hamburg einen deutlichen Zuwachs. Am auf Xavier folgenden Wochenende beförderte der Anbieter beispielsweise 41 Prozent mehr Menschen im Vergleich zu einem regulären Herbstwochenende. Am Freitag – also am ersten Tag direkt nach dem Sturm – war jeder zehnte sich im Einsatz befindende Fernbus im Norden Deutschlands kurzfristig organisiert worden, um den öffentlichen Verkehr aufrecht zu erhalten und die Menschen an ihr Ziel zu bringen.

Auch auf der Strecke Berlin-Cottbus konnte und musste eine besonders große Nachfrage bedient werden. Die Fernbusse am Wochenende waren voll besetzt, da die Verbindungen anderer Verkehrsträger auf dieser Strecke gekappt blieben. Der strukturelle Vorteil des Busses ist, dass er gerade nicht schienengebunden ist: Wenn es also zu einem Baum auf dem Fahrweg kommt, ist die Schiene für den Zug versperrt – die Straße jedoch kann der Bus einfach umfahren und kommt so über einen Umweg auch ans Ziel. Entsprechend sind Verkehrseinstellung bei den Berliner Verkehrsbetrieben auch kritisiert werden – denn gerade wenn der Sturm vorbei ist und das Chaos aufgeräumt werden muss, kann der Bus weiterfahren. Für einen zuverlässigen ÖPNV sollte er das auch.



Stefan Hennigfeld
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