(Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Regierungsrat beantragt dem Kantonsrat einen Nachtrag zur ZVV-Strategie 2022–2025 zum Thema Nachtnetz. Grundlage dafür sind die Arbeiten des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) im Rahmen der Überprüfung und Neukonzeption des Nachtangebots. Der Regierungsrat beantragt zudem, künftig auf die Anforderung der vollen Kostendeckung zu verzichten. Vorausgesetzt der Kantonsrat stimmt diesem Antrag zu, könnte der Nachtzuschlag per Dezember 2022 aufgehoben werden.
Die maßvolle Weiterentwicklung des Nachtnetzes ist zeitgemäß und entspricht den Bedürfnissen der Bevölkerung. Mit dem Beschluss der ZVV-Grundsätze 2020–2023 vom 5. März letzten Jahres erteilte der Kantonsrat dem ZVV den Auftrag, sein Nachtangebot zu überprüfen und neu zu konzipieren. Unterdessen liegt ein Grobkonzept vor, das im nächsten Fahrplanverfahren entwickelt und bereits im Dezember 2021 in Betrieb genommen werden könnte.
Voraussetzung dafür ist ein zustimmender Kantonsratsbeschluss im Rahmen der ZVV-Grundsätze 2022–2025. Das Nachtnetzangebot im ZVV hat sich in den letzten Jahren bewährt. Deshalb soll es nicht komplett verändert, sondern mit derselben Ausrichtung weiterentwickelt werden. Die umfassende Überprüfung hat gezeigt, dass das heutige Nachtangebot, das sich spezifisch am Ausgehverhalten der Fahrgäste orientiert, gleich gut abschneidet wie ein ausgedünntes Tagesangebot.
Letzteres wäre aber deutlich teurer und würde wegen des Einsatzes von Trams zu mehr Lärmbelastung führen. Das neue Konzept erlaubt zudem weitere künftige Ausbauschritte, wenn diese aufgrund der Nachfrage angezeigt sein sollten. In der Stadt Zürich hat sich das Angebot an Freizeitaktivitäten in der Nacht seit den Anfängen des Nachtnetzes deutlich verändert.
Der Schwerpunkt der Aktivitäten hat sich vom Gebiet Niederdorf/Bellevue zu den Kreisen 4 und 5 hin verschoben. Aus diesem Grund soll der Nachtbus-Knotenpunkt neu am Hauptbahnhof liegen, womit auch die Anschlusssituation verbessert wird. Im Ausgehquartier rund um die Zürcher Langstraße soll neu ein Viertelstundentakt eingeführt werden, im übrigen Stadtgebiet gilt grundsätzlich ein Halbstundentakt.
Neu ist auch ein Halbstundentakt der S-Bahn zwischen Zürich und Winterthur vorgesehen. In Winterthur wird das Nachtangebot auf Stadtgebiet ebenfalls neu konzipiert und zum Halbstundentakt verdichtet. Wo sinnvoll und machbar, werden künftig auch auf regionalen Nachtbuslinien in urbanen Regionen Rückfahrten in die Zentren möglich sein.
Insgesamt wird der Betrieb des Nachtnetzes in einem ersten Schritt im Umfang von rund zwei Millionen Franken erweitert. Die detaillierte Ausarbeitung des Konzepts findet im Rahmen des ordentlichen Fahrplanverfahrens statt, welches die Mitwirkung der Bevölkerung und der Gemeinden sicherstellt. Die Nachfrage im Nachtnetz hat sich seit der Inbetriebnahme im Jahr 2002 vervierfacht. Fast alle Zürcher Gemeinden sind heute durch das Nachtnetz erschlossen.
Stefan Hennigfeld
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