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Berlin: Neue S-Bahnzüge fahren

(Berlin, Brandenburg) Autor:Stefan Hennigfeld

Am 1. Januar ist der neue Triebzug der Berliner S-Bahn in den Fahrgastbetrieb gegangen. Die Baureihe 483/484 ist seit etinigen Tagen im Einsatz. Sie bieten mehr Platz, große Panoramafenster, Klimaanlagen, Kameras in allen Wagen, Sprechverbindung zur Sicherheitszentrale, Servicesäule für Rollstuhlfahrer und moderne Fahrgastinformationen. Mit insgesamt sechs Wagen rollt der Premierenzug (Seriennummern 484-001 und 483- 001) in der Silvesternacht am Bahnhof Schöneweide los.

Im Führerstand steuert eine Doppelbesetzung, ein Lokführer und eine Lokführerin, die neue S-Bahn als Linie S47 in Richtung Spindlersfeld. Im Laufe des Tages verstärken noch zwei weitere Züge der neuen Baureihe den Verkehr auf der Strecke zwischen Spindlersfeld und Hermannstraße. Insgesamt zehn Vorserienzüge gehen erstmals ab Neujahr in den Fahrgastbetrieb. Somit können auch Erfahrungen für die Serienproduktion, die bereits angelaufen ist, gesammelt werden.

Grundlage ist der neue Verkehrsvertrag mit den Ländern Berlin und Brandenburg für die Ringbahn, der ab 1. Januar 2021 in Kraft tritt. Insgesamt hat die S-Bahn Berlin 382 Wagen (21 Zwei-Wagen- und 85 Vier-Wagen-Einheiten) beim Herstellerkonsortium Stadler und Siemens bestellt, die bis Ende 2023 ausgeliefert werden sollen. Sie werden neben der S47 dann auf der S46, S8 und S41/S42 eingesetzt.

Von Herbst 2018 bis Frühjahr 2020 wurden die Züge im weltweit größten Testzentrum für Schienenfahrzeuge, im Prüf- und Validationcenter (PCW) von Siemens Mobility in Wegberg-Wildenrath (Nordrhein-Westfalen), umfassend erprobt. Dazu zählten beispielsweise Messungen und Typprüfungen zur Entgleisungssicherheit, Bremstests zur Messung der Bremswege und Prüfungen zur elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV). Ein vierteiliger Zug absolvierte ab Herbst 2019 ein 12-wöchiges Testprogramm in der Klimakammer in Wien.

Im weltweit längsten Klima-Wind-Kanal des Rail Tec Arsenal (RTA) wurden auf Knopfdruck extreme Temperatur- und Wetterverhältnisse erzeugt. Bei Temperaturen von -25 Grad Celsius mit Eis und Schnee bis +45 Grad Celsius und starker Sonneneinstrahlung entstanden realistische Simulationen für Zug und Fahrgäste. So konnte geprüft werden, ob auch bei starkem Schneefall und Vereisung der Stromabnehmer funktionierte, die Türen öffneten und schlossen und die Spaltminderungen zur Überbrückung des Spalts zwischen Zug und Bahnsteig reibungslos ein- und ausfuhren.

Seit September 2019 wurden die Vorserienfahrzeuge im Berliner Netz geprüft. Sie absolvierten insgesamt rund 150.000 Testkilometer und fuhren jeden Winkel des 340 Kilometer langen Streckennetzes ab. Dabei wurden umfangreiche Tests unternommen in Hinblick auf Funktionalität der verschiedenen Komponenten, Fahrverhalten, Bremsen, Fahrgasttüren, Heizung, Klimaanlage, Scheibenwischer, Licht, Zugsicherungssysteme und vieles mehr. Im Oktober 2020 erfolgte die Zulassung durch das Bonner Eisenbahnbundesamt.





Stefan Hennigfeld
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