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VCÖ: Österreicher fahren Bahn

(Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld

Österreich ist beim Schienenverkehr EU-Champion, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von nun veröffentlichten Daten von Eurostat zeigt. Vor Covid-19 wurden in Österreich pro Kopf durchschnittlich 2.330 Kilometer mit Bahn, Straßenbahn und U-Bahn zurückgelegt. Der zweitplatzierte Tschechien lag mit 2.055 Kilometer deutlich dahinter. Europameister ist die Schweiz. Durch Covid-19 gingen europaweit die mit der Bahn gefahrenen Kilometer zurück. Die Klimaziele im Verkehr sind nur erreichbar, wenn mehr Menschen vom Auto auf die Bahnen umsteigen.

Neben dem Ausbau des Angebots sind auch verstärkte Anreize zum Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr nötig, betont der VCÖ. Beim Schienenverkehr sind die Unterschiede in der EU sehr groß, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von nun veröffentlichten Daten von Eurostat zeigt. Erfreulich: Österreich ist jenes EU-Land, wo im Verhältnis zur Bevölkerungszahl am meisten auf der Schiene gefahren wird.

Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 2.330 Kilometer pro Kopf und damit doppelt so viel wie im EU-Schnitt von 1.140 Kilometer pro Person und um rund zwei Drittel mehr als in Deutschland mit 1.420 Kilometer, informiert der VCÖ. An zweiter Stelle folgt Tschechien mit 2.055 Kilometer, vor Frankreich mit 1.690 Kilometer. EU-Schlusslicht ist Litauen, wo pro Kopf und Jahr nur 130 Kilometer auf der Schiene gefahren werden. Europameister ist auf der Schiene weiterhin die Schweiz mit 2.665 Kilometern pro Einwohner. Für das Vorjahr liegen noch keine Eurostat-Daten vor.

Laut Daten des europäischen Verbands der Schienenregulierungsbehörden IRG hat sich der Bahnverkehr in Europa im Corona-Jahr 2020 halbiert. Am stärksten waren die Rückgänge in Irland und Großbritannien mit minus 65 Prozent sowie in den Niederlanden und Spanien mit jeweils minus 59 Prozent. Am geringsten war der Rückgang in Staaten mit wenig Bahnverkehr, wie Bulgarien (minus 26 Prozent) und Estland (minus 33 Prozent). In Österreich gingen die mit der Bahn gefahrenen Kilometer laut Schienencontrol um 45 Prozent zurück, in der Schweiz um 39 Prozent.

„Um die Klimaziele erreichen zu können, braucht es ein starkes Comeback des Schienenverkehrs. Darüber hinaus braucht es neben der Ausweitung des Angebots auch weitere Anreize zum Umstieg“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Besonders wirksam ist betriebliches Mobilitätsmanagement, wie etliche Unternehmen bereits zeigen. Zu den Maßnahmen zählen unter anderem Öffi-Jobtickets für Beschäftigte, abgestimmte Angebote für die letzte Meile zum Betriebsstandort, Entzerrung der Stoßzeiten durch angepasste Arbeitsbeginnzeiten oder die Möglichkeit zur Anrechnung der Bahnfahrt zur Arbeit als Arbeitszeit. Beispielsweise hat das Unternehmen Boehringer-Ingelheim in Wien-Hetzendorf durch die Erweiterung des Standorts 500 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, die Zahl der Pkw-Parkplätze dabei aber um 320 reduziert und die Anbindung mit der S-Bahn für die Belegschaft verbessert.




Stefan Hennigfeld
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