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Rheinbahn: Schwarzer Pitter modernisiert

(VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Oldie-Fuhrpark der Rheinbahn ist um ein Glanzstück reicher: Eine fast hundert Jahre alte E-Lok von AEG hat das Team der Lackiererei von unzähligen Schichten Rost und alter Farbe befreit und in liebevoller Kleinarbeit frisch restauriert. Zehn Liter Rostschutzgrundierung, 13 Kilogramm Spachtelmasse, 20 Liter Schleiffüller, 80 Liter Lack in verschiedenen Farben und über 580 Arbeitsstunden allein in der Lackiererei waren nötig, um aus dem verrosteten „Schwarzen Pitter“ wieder einen vorzeigbaren Oldie zu machen.

1924 bei der AEG gebaut, gelangte die Lok für 20.334,52 Reichsmark zu den Kreis Mettmanner Straßenbahnen und erhielt die Betriebsnummer 100. Man nannte sie wegen des dunklen Anstrichs Schwarzer Pitter. Seit 1937 gehört die Lok zur Rheinbahn, die den Betrieb der Kreis Mettmanner Straßenbahnen übernahm und ihr Netz bis 1952 betrieb. Mit der Einstellung der letzten Mettmanner Linie kam die Lok per Tieflader ins Düsseldorfer Netz. Bei der Rheinbahn war sie bis in die 1970er-Jahre als Rangierfahrzeug im Dienst – entsprechend war der „Schwarze Pitter“ in dieser Zeit orange, wie alle Arbeitswagen damals.

1991 restaurierte die Rheinbahn das interessante Fahrzeug und stellte es als technisches Denkmal im Betriebshof Lierenfeld auf. Auch eine Restaurierung im Jahr 2001 konnte die Zerstörung durch Wind und Wetter nicht aufhalten. 2019 kam die Lokomotive dann, wettergeschützt untergestellt, in den historischen Betriebshof Am Steinberg. Das seltene Fahrzeug ist nicht nur einer der letzten Zeugen der Kreis Mettmanner Straßenbahn, sondern repräsentiert auch die Geschichte des Güterverkehrs bei der Rheinbahn, die kaum jemand kennt.

Sowohl im Straßenbahnnetz als auch auf der nicht elektrifizierten rechtsrheinischen Industriebahn transportierte die Rheinbahn ab 1989 Güter von der Industrie und den landwirtschaftlichen Betrieben nach Düsseldorf zu den Eisenbahn-Anschlüssen und den Rheinhäfen. Mit einer solchen zweiachsigen Lokomotive und ähnlichen Geschwistern brachte die Rheinbahn zudem während des Ersten und des Zweiten Weltkriegs Kohle von den Zechen nördlich von Moers und Kamp-Lintfort über mehrere Straßenbahnnetze bis nach Düsseldorf.

Zu sehen ist das Schmuckstück im Rahmen der Ausstellung „125 Jahre Rheinbahn – Einfach. Immer. Da.“ im Betriebshof Am Steinberg, die noch bis Mitte November jeden Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet hat. Weitere Termine sind ab Frühjahr 2022 vorgesehen. Dazu musste die Lokomotive weitgehend demontiert werden.

Bei der Entrostung gab es Probleme, da die Sandstrahlung in der dafür vorgesehenen Garage nicht möglich war. Also wurden die Teile einzeln mit einer Nagelpistole bearbeitet. Dabei kamen den Mitarbeitern. die alten Farbschichten, von Dunkelgrün bis Orange, schon entgegen: Die Maschie wurde zuletzt dunkelgrün lackiert. Jetzt hat man sich an einem alten Farbfoto orientiert und weitgehend den Originalzustand wieder hergestellt.



Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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