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Bio-Diesel auf der Kurhessenbahn

24.11.22

Die Deutsche Bahn und der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) schicken seit dem 1. Oktober in einem Pilotprojekt dreißig Fahrzeuge der Kurhessenbahn (KHB) mit klimafreundlichem Biokraftstoff auf die Schiene. Dafür hat die Deutsche Bahn die Tankstelle in Kassel zusätzlich auf Biokraftstoff umgerüstet. Bis Ende März 2023 sollen hier rund 200.000 Liter Biokraftstoff fließen.

Evelyn Palla, DB-Vorständin Regionalverkehr: „Der Einsatz von Biokraftstoff ist für uns eine Klimaschutz-Sofortmaßnahme. Gemeinsam mit dem NVV und dem Land Hessen gehen wir heute einen wichtigen Schritt in Richtung Dieselausstieg und Klimaneutralität. Schon im Pilotzeitraum sparen wir im Nordwesthessennetz durch den Einsatz von HVO rund 620 Tonnen CO2 ein. Als DB wollen wir den Biokraftstoff im Regionalverkehr künftig neben der Kurhessenbahn an weiteren Orten in ganz Deutschland einsetzen. So machen wir den ohnehin klimafreundlichen SPNV für unsere Fahrgäste noch grüner und attraktiver.“

Der Biokraftstoff HVO (Hydrotreated Vegetable Oils/Hydrierte Pflanzenöle) besteht aus biologischen Rest- und Abfallstoffen und ist frei von Palmöl. Es besteht keine Konkurrenz zur Nahrungsmittel- und Futtermittelherstellung. Der Ersatz von herkömmlichem Diesel durch HVO spart etwa neunzig Prozent der CO2-Emissionen ein. Betankt werden die Züge der Kurhessenbahn an der Schienentankstelle in Kassel, die hierfür von DB Energie umgerüstet wurde. Dort kann nun neben herkömmlichem Dieseltreibstoff auch HVO getankt werden.

Tarek Al-Wazir (Grüne), Verkehrsminister in Hessen: „Neben der Elektrifizierung von Bahnstrecken und Bussen, der Reaktivierung von Schienenstrecken, dem Einsatz von Wasserstoffzügen und attraktiven und bezahlbaren Tickets ist die Betankung mit umweltfreundlich erzeugtem Biokraftstoff ein weiterer Baustein für Klimaschutz im ÖPNV. Das besondere hier ist der Einsatz von Rest- und Abfallstoffen zur Erzeugung des Biokraftstoffs. Ich freue mich sehr über das innovative Pilotprojekt der Kurhessenbahn und bin gespannt, welche Erfahrungen in den kommenden Monaten gesammelt werden.“

Die Dieselzüge müssen für den Biokraftstoff nicht extra umgerüstet werden. Voll funktionsfähige Dieselzüge und Diesellokomotiven, die aktuell noch auf nicht vollständig elektrifizierten Strecken eingesetzt werden, müssen daher nicht vorzeitig ausrangiert werden, sondern können bis zum Ende ihrer Lebensdauer deutlich klimafreundlicher unterwegs sein. Das spart Ressourcen und dient der Nachhaltigkeit. Die neben Diesel um HVO-Kraftstoff erweiterte Schienentankstelle in Kassel kann auch von anderen Bahnunternehmen diskriminierungsfrei genutzt werden.

Steffen Müller, Geschäftsführer des NVV: „Unser Ziel ist, möglichst viele Bahnstrecken im Gebiet des NVV zu elektrifizieren. Dort, wo das noch nicht möglich ist, bietet der Einsatz des Biokraftstoffs HVO eine hervorragende Möglichkeit, den CO2-Ausstoß im Zugverkehr deutlich zu reduzieren – und Bahnfahren noch grüner zu machen.“

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de