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Großer Warnstreik am heutigen Montag

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) sowie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), beide Mitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) planen am heutigen Montag (27. März) einen groß angelegten Warnstreik, darunter auch im Eisenbahnverkehr und dem kommunalen ÖPNV.

Martin Burkert, Bundesvorsitzender der EVG: „Der Moment ist gekommen, indem wir als EVG unsere Stärke zeigen und laut und deutlich machen: So geht man mit seinen Beschäftigten, mit ihren Sorgen und Nöten nicht um. Mit ihrer unverständlichen Verweigerungshaltung belasten die Arbeitgeber die Sozialpartnerschaft. Die Arbeitgeber müssen endlich verstehen, dass sie mit ihrer Verweigerungshaltung die Beschäftigten gegen sich aufbringen und damit dem zurecht beklagten Fachkräftemangel massiv Vorschub leisten. Das gefährdet die Zukunft einer ganzen Branche.“

Burkert befürchtet: „So fahren die Arbeitgeber die Verkehrswende und damit ihre eigene Zukunft vor die Wand. Schon heute fallen täglich zahlreiche Verbindungen aus, weil Züge aufgrund von Personalmangel nicht mehr fahren. Wenn der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen deutlich macht, dass schon im Jahr 2022 jedes zweite Unternehmen den Fahrplan aufgrund von Personalmangel einschränken musste, dann schrillen nicht nur bei mir die Alarmglocken.“

Frank Werneke, Bundesvorsitzender bei Verdi: „Zusammen geht mehr – unter diesem Motto hat Verdi die laufende Tarifrunde im vergangenen Jahr begonnen. Und dieses Motto werden wir gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der EVG in den laufenden Tarifrunden mit Leben füllen. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben die öffentliche Infrastruktur während der Corona-Pandemie und seither wieder jeden Tag von Neuem im wahrsten Sinne des Wortes unter schwierigen Bedingungen am Laufen gehalten – und werden dafür vielfach nur schlecht bezahlt.“

Werneke: „Hohe Energiepreise und steigende Lebensmittelpreise sind für die Beschäftigten im Verkehrssektor deshalb besonders schmerzhaft. Die bislang vorliegenden Angebote der Arbeitgeber bessern die Situation nicht, sie verschärfen den Konflikt. Es ist daher notwendig, gemeinsam für deutlich höhere Löhne zu kämpfen. Deshalb werden Beschäftigte des öffentlichen und privaten Personen- und Güterverkehrs sowie der Öffentlichen Infrastruktur in den laufenden Tarifrunden im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen und bei den Gesellschaften der Deutschen Bahn AG am 27. März erstmals gemeinsam die Arbeit niederlegen und damit ein klares Zeichen an die Arbeitgeber setzen.“

Wer für Montag oder Dienstag eine Bahnfahrt gebucht hat, kann das Ticket später nutzen, nämlich bis einschließlich 4. April. Sitzplatzreservierungen können laut der Deutschen Bahn kostenlos storniert werden. Es besteht jedoch auch ein Recht auf Entschädigung, wenn man wegen der Arbeitsniederlegung zu spät oder gar nicht ankommt. Dafür müssen Betroffene ein Fahrgastrechte-Formular des jeweiligen Eisenbahnunternehmens ausfüllen. Für online gekaufte Tickets können Entschädigungsanträge direkt in der Bahn-App „DB Navigator“ oder über bahn.de gestellt werden.

Da auch S-Bahnen und Regionalbahnen nicht fahren, wird der gesamte Zugverkehr zum Erliegen kommen. In sieben Bundesländern, darunter Nordrhein-Westfalen, soll zudem der Nahverkehr bestreikt werden. Da der Streik von 00.00 Uhr bis 24 Uhr dauert, ist es ratsam, am Sonntag möglichst frühzeitig Ziele anzusteuern. DB Regio wird über weite Strecken den Betrieb einstellen, der gesamte SPFV wird ebenfalls ausfallen.

Auch andere Verkehrsunternehmen auf der Schiene wie auch bei den kommunalen Verkehrsunternehmen sind betroffen. Nun gibt es Eisenbahnunternehmen, die keine Tarifpartner der EVG oder Verdi sind, so z.B. National Express: Das Unternehmen wird grundsätzlich nicht bestreikt und versucht den Fahrplan soweit wie möglich aufrecht zu erhalten. Allerdings kann es auch hier zu erheblichen Behinderungen kommen, etwa wenn Stellwerke der DB Netz AG betreikt werden oder wenn bestreikte Züge auf den Gleisen stehen und so keine Ein- oder Ausfahrt möglich ist.

Die DB AG kritisiert den Streik aus grundlos und unverhältnismäßig. Personalvorstand Martin Seiler: „Die EVG muss sich ihrer Verantwortung stellen und umgehend an den Verhandlungstisch zurückkehren.“ Weitere Tarifverhandlungen sind erst im April geplant. Es gibt derzeit keinen gescheiterten Verhandlungszustand und auch keine Urabstimmung über einen Streik.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de