Jobportal für die Bahnbranche & ÖPNV

Mofair fordert bessere Baustellenkommunikation

20.04.23

Angesichts des von der DB AG ausgerufenen Jahrzehnts der Baustellen im allgemeinen und der Zustände auf der Linie RE 1 in Berlin und Brandenburg im besonderen fordert der Wettbewerberverband Mofair eine deutlich bessere Baustellenplanung des Bundesunternehmens DB Netz.

Verbandspräsident Tobias Heinemann: „Dass gebaut werden muss, steht außer Zweifel. Aber bitte nicht so. Gerade jetzt, wo Politik und Deutsche Bahn die ‚Generalsanierung‘ der am stärksten belasteten Strecken vorantreiben will, darf nicht der Eindruck entstehen, dass sie eigentlich schon mit der Koordinierung von Baustellen mittlerer Größe überfordert ist. Die Vorfälle müssen ausgewertet und die Fehler abgestellt werden, ehe mit der Generalsanierung begonnen werden kann.“

Wenn die DB Netz als Eigentümerin von neunzig Prozent des bundesdeutschen Schienennetzes Baustellen plant, die zu einer Streckensperrung führen, ist es Aufgabe der Eisenbahnverkehrsunternehmen, den Schienenersatzverkehr zu organisieren und die Fahrgäste darüber zu informieren. Das setzt allerdings voraus, dass die EVU ihrerseits rechtzeitig informiert werden. Das war bei den aktuellen Arbeiten zwischen Berlin Ostbahnhof und Frankfurt (Oder) offensichtlich nicht der Fall.

Dass es Baumaßnahmen geben würde, war zwar seit längerem bekannt. Die Ankündigungen der Vollsperrung bezogen sich jedoch nur auf den Abschnitt zwischen Erkner und Fürstenwalde. Für diese hatte die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft mbH (ODEG) als Betreiber auch ein SEV-Konzept entwickelt und abgestimmt. Kurzfristig erweiterte die DB Netz AGdie Bauarbeiten dann um eine Vollsperrung auch auf dem Folgeabschnitt zwischen Fürstenwalde (Spree) und Frankfurt (Oder), also auf volle 57 km Streckenlänge.

Die Mitteilung darüber erhielt die ODEG gerade einmal 10 Stunden, bevor dieser Bauzustand greifen sollte. In solch kurzer Zeit kann nicht nur kein optimaler SEV organisiert werden. Vor allem ist keine befriedigende Information der Fahrgäste mehr möglich. Mitarbeiter auf dem Bahnsteig mussten die verunsicherten Fahrgäste informieren. Eine Aufnahme in die elektronischen Informationssysteme ist dann nicht mehr möglich, da diese nur zweimal pro Woche Updates erhalten.

Die zum Teil chaotischen Zustände in Berlin und Brandenburg sind aber leider keine Ausnahme: Die Baustellenplanung der DB Netz ist in den vergangenen Jahren schlechter geworden. In ihren eigenen Nutzungsbedingen (NBN) sind klare Fristen vorgegeben, wie lange die EVU vor einer Baumaßnahme informiert werden müssen. Diese Fristen hält die DB Netz jedoch in einer Vielzahl der Fälle nicht ein. In manchen Regionen erreicht nur etwa jede zweite Ankündigung die Verkehrsunternehmen rechtzeitig.

Und oftmals ist darüber hinaus die Qualität mangelhaft, werden z. B. offensichtlich fehlerhafte Angaben gemacht, Alternativen nicht geprüft und vieles mehr. Das im konkreten Fall offensichtliche Bestreben, mehr Gewerke zu bündeln, ist an sich zu begrüßen. Bündelung war auch schon Thema des „Runden Tisches Baustellenmanagement“ (2016—18).

Die Sanierung von Oberbau und Weichen sowie von Bahnübergängen zwischen Fürstenwalde und Frankfurt (Oder) fiel im konkreten Fall jedoch buchstäblich vom Himmel. Die ab 2024 (Riedbahn in Hessen) geplante „Generalsanierung“ sieht diesen Vorlauf vor. Ausreichende Zeit ist auch für die Planung des Schienenersatzverkehrs nötig. Dann wäre der Fall, dass Linienbusse, die auf der Autobahn mit LKW im Stau stehen, nicht aufgetreten. Für eine Strecke von 57 Kilometern Reiseweite würde man auch Busse mit Toiletten vorsehen.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de