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DB AG startet Schwellenprogramm

07.06.23

Die Deutsche Bahn tauscht als Konsequenz ihres präventiven Prüfprogramms in diesem Jahr insgesamt rund 480.000 Schwellen aus. Üblicherweise werden rund 80.000 Schwellen im Jahr erneuert. Damit verbunden sind über 400 zusätzliche Baustellen im Schienennetz, die sich auf Reisende und Güterverkehrskunden erheblich auswirken. Wo immer die DB während der Inspektionen besondere Auffälligkeiten an den Schwellen entdeckt, werden sie schnellstmöglich ausgewechselt.

Um die Sicherheit im Bahnbetrieb zu gewährleisten, können die Züge bis zum Austausch in den betroffenen Streckenabschnitten nur mit geringerer Geschwindigkeit fahren. Teilweise muss die DB Strecken auch schon vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten sperren. Inspektion und Austausch von Schwellen wirken sich somit deutlich negativ auf die Pünktlichkeit im Fern- und Regionalverkehr aus. Eine DB-Sprecherin: „Wir tauschen die betroffenen Schwellen so schnell es geht aus. Das ist ein immenser Kraftakt.

Fachpersonal und Baumaschinen sind schon angesichts unseres sonstigen Baupensums knapp. Bis alle betroffenen Schwellen bundesweit getauscht sind, wird es noch dauern – bis mindestens ins nächste Jahr hinein. Wir bitten alle Reisenden und Güterverkehrskunden für die Einschränkungen um Verständnis.“ Hintergrund des Prüfprogramms ist das Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen vor gut einem Jahr.

Noch ist die Unfallursache nicht abschließend geklärt. Nach derzeitigem Kenntnisstand spricht vieles dafür, dass Betonschwellen zumindest auch unfallursächlich gewesen sein könnten. Direkt nach einem ersten Anfangsverdacht eines möglichen Herstellungsfehlers als Unfallursache hatte die DB ein Sonderinspektionsprogramm für Betonschwellen angestoßen. Die Erkenntnisse dieser Inspektionen und weiterer materialtechnischer Untersuchungen hat die DB zum Anlass genommen, Schwellen mit einem bestimmten Gesteinsgemisch präventiv zu überprüfen und höchst vorsorglich auszutauschen.

Die DB hat zudem einen Kreis interner und externer Experten eingerichtet, um mögliche weitere präventive Maßnahmen zur Instandhaltung von Betonschwellen fortlaufend zu prüfen. Zudem überprüft die DB rein vorsorglich für weitere Anlagen der Schieneninfrastruktur, wie eventuelle Risiken weiterhin minimiert werden können. Während die Ermittlungen der Unfallursache von der Staatsanwaltschaft und der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchungen (BEU) noch nicht abgeschlossen sind, hat die DB zusätzlich eine unabhängige interne Untersuchung durch eine Anwaltskanzlei beauftragt.

Diese soll insbesondere klären, ob das Zugunglück im Zusammenhang mit möglichen internen Versäumnissen steht. Die DB kooperiert selbstverständlich vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden. Nach dem Abschluss der Ermittlungen wird man dann wissen, was detailliert zu dem schweren Unfall geführt hat und welche Maßnahmen einzuleiten sind, um derartiges künftig zu verhindern.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de