Jobportal für die Bahnbranche & ÖPNV

VRR: Herausforderungen zum Deutschlandticket

22.06.23

Seit dem 1. Mai gilt auch im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) das Deutschlandticket. Seit Anfang April wurden im Verbundraum rund 750.000 Deutschlandtickets verkauft, davon rund 300.000 an Kunden, die bislang keine Zeitkarteninhaber waren. Rund 25.000 Personen sind dabei, die vorher auch nicht als Gelegenheitsfahrer dabei waren. Etwa vierzig Prozent der Deutschlandticket-Besitzer im VRR nutzen es digital.

In den vergangenen Wochen nach Einführung des Deutschlandtickets und der Variante für Arbeitnehmer sowie des Semesterticket-Upgrades hat der VRR intensiv an Tarifangeboten für weitere Kundensegmente gearbeitet, um mittelfristig insbesondere Schüler, Studenten und Sozialticket-Berechtigten eine Lösung auf Deutschlandticket-Basis anbieten zu können.

„Zusammen mit unseren Partnern haben wir in den vergangenen Monaten eine Menge geschafft. Insbesondere für die Verkehrsunternehmen im Verbundraum und ihre Mitarbeitenden war es ein Kraftakt. Für das Engagement möchte ich mich herzlich bedanken“, sagt José Luis Castrillo, VRR-Vorstand. „Es liegt allerdings auch noch einiges vor uns.“

Damit Schüler auch weiterhin den Nahverkehr für ihre Schulwege nutzen können und um den ÖPNV attraktiv zu halten, ist geplant, ihnen ein preislich reduziertes Deutschlandticket zur Verfügung zu stellen. Hierzu hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen den Weg für ein Schülerticket-Vertragsmodell auf Deutschlandticket-Basis freigemacht. Anspruchsberechtigte Schüler können in diesem Modell ein „Deutschlandticket Schule“ durch den Schulträger erhalten – die Eigenanteile für die Anspruchsberechtigten bleiben in aktueller Höhe bestehen.

Selbstzahlende Schüler eines am Vertragsmodell teilnehmenden Schulträgers können ein „Deutschlandticket Schule“ zu einem vergünstigten Preis von 29 Euro im monatlich kündbaren Abonnement erwerben. Auf dieser Basis bietet der VRR in Ergänzung zum bestehenden Schokoticket-Modell ein zusätzliches Schülerticket-Vertragsmodell als Übergangslösung an. „Dieses Modell ist optional und die einzelnen Schulträger entscheiden, welches Modell sie anwenden“, sagt Castrillo.

Das Land NRW strebt eine zeitlich befristete Umsetzung zum kommenden Schuljahr an. In den kommenden Monaten soll zusammen mit den Kommunen, Landkreisen, den Tarifverantwortlichen in NRW sowie dem Land NRW bis zum Schuljahr 2024/2025 ein dauerhaftes Modell entwickelt werden. Darüber hinaus soll es auch für das Sozialticket eine Lösung geben, sodass auch Arbeitslose und Wohngeldempfänger ein verbilligtes Deutschlandticket kriegen können.

Es soll im Spätherbst umgesetzt werden. Das bisherige VRR-Sozialticket soll damit auf die Basis des Deutschlandtickets umgestellt werden. Ein finaler Preis steht derzeit noch nicht fest und wird NRW-weit einheitlich mit allen Partnern abgestimmt. Für Studenten gibt es bereits eine Übergangslösung mit einem Upgrade auf das NRW-weite Semesterticket. Seit dem 1. Mai können Studenten ihr Semesterticket für NRW durch eine freiwillige Buchung des Upgrades für 12,33 Euro auf ein Deutschlandticket erweitern. Bisher nutzen rund 10.000 Studenten diese Option. Auf Bundesebene wird das deutschlandweite Solidarmodell für eine Einführung ab 2024 weiter verfolgt.

„Aus unserer Sicht ist es wünschenswert, auch an diesem erfolgreichen Modell festzuhalten und auch auf Bundesebene ein überarbeitetes Solidarmodell umzusetzen, sodass den Studierenden im Verbundraum ein günstigeres Semesterticket angeboten werden kann, mit dem sie dann deutschlandweit unterwegs sein können“, sagt Castrillo. „Sollte es keine Einigung von Bund und Ländern zur Finanzierung eines bundesweiten Semestertickets geben, streben wir zumindest ein Modell für NRW an.“

Der VRR ist zuversichtlich, dass das Deutschlandticket erfolgreich ist und es die Fahrgäste perspektivisch durch seine Einfachheit und deutschlandweite Gültigkeit überzeugt. Aus Sicht aller Beteiligten trägt das Ticket zur Stärkung des öffentlichen Verkehrs bei. Zum 1. Juli wird die NRW-weite Fahrradmitnahme mit Einführung des NRW-Fahrradtickets zu 39 Euro je Monat sowie die Nutzung der ersten Klasse mit dem NRW-Aufschlag zu je 69 Euro je Monat im monatlich kündbaren Abonnement möglich. In einer Arbeitsgruppe auf Bundesebene wird ebenfalls an einem bundesweit gültigen Erste-Klasse-Aufschlag gearbeitet. Der VRR befindet sich hier in enger Abstimmung mit den anderen beiden Aufgabenträgern und der Düsseldorfer Landesregierung.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de