03.07.23 (Kommentar)
Die Idee, die man in Baden-Württemberg umsetzt ist nicht neu, man ist auch nicht Vorreiter, aber dennoch ist sie richtig und wichtig: So manch ein Gelegenheitsfahrer weiß nicht, ob sich das Deutschlandticket für ihn lohnt und weiß es noch weniger, wenn das ganze bereits zum 1. Januar kommenden Jahres teurer werden sollte.
Da verliert man schnell den Überblick und was könnte da besser sein als eine Fortschreibung bestehender Systeme, die die automatisierte Bestpreis-Abrechnung können? Auch wenn man damit in Baden-Württemberg relativ spät dran ist, aber es kann ja nicht jeder ein Pionier sein und manchmal ist auch ein solides Reengineering einfach ausreichend. Dabei gilt es im nächsten Schritt, dass die Systeme der verschiedenen Bundesländer zueinander kompatibel werden.
Wer also z.B. von Stuttgart nach München fährt, der muss seine App auch dort nutzen können, umgekehrt muss auch die bayrische App oder die nordrhein-westfälische in Baden-Württemberg funktionieren. Innerhalb eines Bundeslandes ist das heute schon kein Problem mehr, so funktioniert die VRR-App etwa problemlos zwischen Aachen und Köln oder zwischen Münster und Bielefeld.
Jetzt sind die verantwortlichen Akteure aufgerufen, für bundesweite Kompatibilität zu sorgen. Sei es, dass der Tourist aus dem Ruhrgebiet auch am Bodensee, im Allgäu oder in der Küstenregion seine App nutzen kann oder sei es, dass auch jemand, der beruflich eine Landesgrenze überschreiten muss, seine eigene App nutzen kann. Denn nicht nur die finanzielle Entlastung spielt eine Rolle, die mit dem Deutschlandticket gekommen ist, sondern auch die einfache Nutzbarkeit.
Und da ist man ja in den letzten Jahren schon ein ganzes Stück weitergekommen. Was war es noch vor einigen Jahren für ein Theater, dass man ein Ticket in der App hinterlegen kann oder dass die Abrechnung über die Telefonrechnung erfolgen kann. Die Bezahlung ist deutlich einfacher geworden und für die Verkehrsunternehmen ist es insoweit ein erheblicher Vorteil, dass der Endkunde seine Vertriebsinfrastruktur quasi mitbringt. Spätestens seit dem Deutschlandticket gelten Ausreden im Sinne von „das geht nicht“ oder „hier gibt es Datenschutzbedenken“ oder was man so alles kennt nicht mehr.
Wir haben in den letzten anderthalb Jahren gesehen, dass sich sehr wohl Visonen umsetzen lassen. Dinge sind Realität geworden, die noch vor einigen Jahren als unmöglich, mindestens unfinanzierbar, sehr wahrscheinlich aber auch technisch undurchführbar galten. Deswegen sind jetzt alle Akteure bundesweit aufgerufen, nicht die eine Standard-App zu entwickeln, sondern dafür zu sorgen, dass die eigenen Apps untereinander kompatibel sind.
Dass die VRR-App von Flensburg bis Füssen gilt, dass die SSB-App auch in Berlin gilt und von da bis weiter an die Ostsee. Nach all dem, was in der jüngeren Vergangenheit geleistet worden ist, dürfte das ein relativ geringes Problem sein. Aber man muss es angehen, denn nicht nur ein gutes Angebot, auch ein vernünftiger Vertrieb sind notwendig für die starke Schiene.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de