13.07.23
DB Regio ist ab Dezember 2024 der Betreiber im Expresskreuz Bremen/Niedersachsen mit neuen Fahrzeugen. Das ist das Ergebnis eines europaweiten Wettbewerbsverfahrens. Der Vertrag soll mindestens 13 Jahre laufen, eine Verlängerung um zwei weitere Jahre ist möglich. Federführender SPNV-Aufgabenträger ist die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG). Beteiligt sind außerdem die Region Hannover, die Freie Hansestadt Bremen und der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL).
Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung, sagt: „Das ist eines der wichtigsten Netze im Land. Die neuen Züge, mit denen DB Regio unterwegs sein wird, stellen wir zur Verfügung. Für die Fahrgäste bieten sie deutlich mehr Komfort. DB Regio kennt das Netz, das wird die Umstellung sicher erleichtern.“
Für das Expresskreuz kauft die LNVG 34 neue Züge, an der Investition beteiligen sich auch das Land Bremen und die Region Hannover. Die Züge sollte das Unternehmen Alstom ursprünglich bis Mitte Dezember 2024 liefern. Der Hersteller informierte allerdings Ende vergangenen Jahres darüber, dass bis zum geplanten Lieferdatum nur zehn Züge fertig sein werden. DB Regio wird die ersten zehn neuen Züge zunächst auf der Strecke Bremerhaven – Hannover (RE 8) einsetzen. Dazu gehören auch die Verstärkerzüge zwischen Bremen und Hannover.
Auf den übrigen Strecken sollen die neuen Fahrzeuge dann ab Dezember 2025 rollen. Bis dahin läuft dort der bisherige Verkehr uneingeschränkt weiter. Auf den Expresskreuz-Linien werden moderne Doppelstocktriebzüge fahren, die zunächst auf den Linien von Bremerhaven nach Hannover und Osnabrück bis zu 25 Prozent mehr Platz bieten als heute. Wenn auf der Linie RE1 die Bahnsteige verlängert worden sind, dann werden auch zwischen Hannover und Oldenburg verlängerte Triebzüge mit 25 Prozent mehr Kapazität eingesetzt.
Außen an den Türen zeigt eine Beleuchtung in verschiedenen Farben an, wie voll der Wagen bereits ist. Auch Monitore im Innenbereich zeigen die aktuelle Auslastung und weitere Informationen rund um die Fahrt wie etwa den Streckenverlauf. Die neuen Züge haben an den meisten Bahnsteigen einen ebenerdigen Einstieg. Rollstuhlfahrende können sie ohne Rampe benutzen.
In einigen Wagen befindet sich ein Mehrgenerationenbereich. Hier lassen sich Kinderwagen oder Rollatoren bequem direkt neben dem Sitz abstellen. Die Züge zählen zu den leisesten, die es auf dem Markt gibt. Im Betrieb liegt die Lautstärke im Innenraum zwischen 61 und 68 Dezibel (dBA). Damit ist es in den Zügen oft leiser als im Auto.
Dennoch hält der Wettbewerberverband Mofair die Vergabe für nicht akzeptabel. Im Gegenteil, es zeige wie man den Wettbewerb unterlaufen kann. Allein die Tatsache, dass nur DB Regio ein Angebot eingereicht habe, zeigt wie schlecht der Aufgabenträger gearbeitet hätte. Mofair-Geschäftsführer Matthias Stoffregen: „Auch Wettbewerbsbahnen haben sich für dieses Netz interessiert. Aber innerhalb von weniger als zweieinhalb Jahren die benötigten gut 120 TriebfahrzeugführerInnen am Start zu haben, ist für einen Neubetreiber schlicht nicht möglich. Das kann nur der bisherige Betreiber DB Regio. Mit der Monopolrendite gewinnt das Unternehmen nun auch einen Startvorteil in anderen Vergaben.“
Wesentlicher Grund für die fehlenden anderen Angebote ist für Mofair die extrem kurze Zeit zwischen Bezuschlagung (Juli 2023) und geplanter Aufnahme der ersten Betriebsstufe (Dezember 2024). Innerhalb von 17 Monaten müssen vierzig Triebfahrzeugführer ausgebildet werden. Für die zweite Betriebsstufe ein Jahr später müssen es dann insgesamt 120 sein, was in nur zwölf weiteren Monaten nicht zu schaffen ist. Nochmals wesentlich erschwert wird diese Herausforderung durch die verspätete Lieferung der Fahrzeuge an den Fahrzeugpool des Landes Niedersachsen.
Der resultierende Mischbetrieb – teilweise neue, teilweise Bestandsfahrzeuge – macht es für Neubetreiber erst recht unmöglich: Zum einen haben sie keine passenden Gebrauchtfahrzeuge – die hat nur der bisherige Betreiber, zum anderen wird der Ausbildungsaufwand nochmals größer, denn es müssten Kenntnisse für verschiedene Fahrzeuge geschult werden. Als Vorschlag hat man genannt, dass alle interessierten Unternehmen verpflichtet werden könnten, Leute während der Ausschreibung auszubilden und das Gewinn-Unternehmen wäre dann verpflichtet, die Ausbildung rückwirkend zu finanzieren.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de