15.08.23
Seit jetzt etwas mehr als hundert Tagen gilt das Deutschlandticket, das für 49 Euro im Monat erhältlich ist. Der Fahrgastverband Pro Bahn freut sich über den großen Erfolg, der vor allem durch die Senkung der Einstiegsbarrieren erreicht wurde. Die drastische tarifliche Vereinfachung und der günstige Preis für Vielfahrer haben zu einer Mehrnutzung von Bahn und Bus geführt.
Endlich ist es jetzt möglich, ähnlich einfach wie schon mit der BahnCard 100 im Fernverkehr, ohne Nachzudenken über Tarifgrenzen in Bahnen, Busse und Fähren einzusteigen. Das hauptsächlich für Pendler gedachte Ticket muss auch für die Zukunft auf finanziell sichere Beine gestellt werden. Gleichzeitig gilt es, den Ausbau der Infrastruktur und der Verkehrsleitungen nachhaltig zu finanzieren.
Allein mit vergünstigten Tarifen kann die Verkehrswende nicht erreicht werden. Dazu bedarf es klarer politischer Entscheidungen beim Bund und in den Ländern. Die bisher unzureichend gelösten Fragen rund um das Deutschlandticket müssen bundeseinheitlich geregelt werden. Dazu gehört die Kindermitnahme (inklusive Festlegung der immer noch unterschiedlichen Altersgrenzen) die sowohl aus familienpolitischer Sicht als auch aus verkehrspolitischer Sicht sinnvoll ist.
Die zahlreichen Insellösungen zur Mitnahme von Hunden und Fahrrädern sowie die Variante für die erste Klasse sind zu vereinheitlichen. Als ersten Schritt braucht es schnellstmöglich für die verschiedenen regionalen Insellösungen eine Bundesoption. So, dass die Erweiterung auch deutschlandweit nutzbar ist. Buchungsplattformen müssen bei Reiseketten berücksichtigen, dass ein Fahrgast bereits ein Deutschlandticket besitzen kann. Hier ist die tarifliche Information zu integrieren. Bis dies umgesetzt werden kann, sollten alle Ausnahmen und Besonderheiten in Online-Portalen wie d-ticket.info und auf bahn.de bereitgestellt werden.
Jörg Bruchertseifer, Referent Fahrgastinformation betont: „Fahrgäste erwarten einfach auffindbare umfassende, erschöpfende und widerspruchsfreie Produktinformationen. Es kann zum Beispiel nicht sein, dass bei der Regionalverkehr Allgäu (RVA, DB Regio Bus) im Allgäu auf einigen Linien das Deutschlandticket nicht anerkannt wird, während es in anderen Regionen die Nutzung der Freizeitlinien explizit beworben wird.“
Insbesondere im ländlichen Raum ist das Angebot vielerorts nicht existent oder unzureichend. Hier müssen Bedienungsstandards festgelegt und umgesetzt werden. Im Gegenzug führt das Deutschlandticket auf verschiedenen Hauptachsen und Verbindungen zu übervollen Zügen. Auf diesen Strecken muss die Kapazität dringend erhöht werden.
Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln müssen komfortabel sein, um auch in der individuellen Wahrnehmung eine Alternative zum Auto darzustellen. Eine Tarifsubvention alleine reicht nicht. Dringend erforderlich ist die deutliche Aufstockung der finanziellen Mittel für die Angebotserweiterung und den Infrastrukturausbau auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
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Quelle: Zughalt.de