24.08.23
Die letzten vier Stadtbahnwagen der Baureihe 2000, die seit mehr als 45 Jahren im Einsatz sind, werden jetzt aus dem Fahrgastbetrieb genommen und künftig nur noch von der Fahrschule genutzt. KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks übergab letzte Woche symbolisch einen Schlüssel an den Leiter der Stadtbahn-Fahrschule, Frank Faßbender.
KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks: „Die Stadtbahnen der 2000er Serie haben gemeinsam mit den folgenden weiterentwickelten Baureihen den Betrieb der KVB über Jahrzehnte geprägt. Sie waren durch ihre vielseitige Einsetzbarkeit und ihre robuste Bauweise ein wichtiger und verlässlicher Bestandteil unserer Fahrzeugflotte und damit unseres Stadtbahnbetriebs. Wir freuen uns, dass unsere Fahrschule die Bahnen jetzt für den Ausbildungsbetrieb nutzen kann.“
Dieses Fahrzeug, auch Stadtbahnwagen „Kölner Bauart“, „Typ B“ oder „Rhein-Sieg“ genannt, hat eine besondere Geschichte. Das Land Nordrhein-Westfalen plante in den 1960er Jahren ein einheitliches landesweites Straßenbahnnetz. Auf großzügig angelegten Strecken sollte unabhängig vom übrigen Verkehr ein U-Bahn-ähnlicher Doppeltriebwagen entwickelt und eingesetzt werden.
In Köln waren zu diesem Zeitpunkt aber schon unterirdische Strecken geplant und gebaut worden, für die der vom Land geplante „Einheits-Stadtbahnwagen“ nicht geeignet war. Daher musste für Köln ein neues Fahrzeug entwickelt werden. Unter maßgeblicher Beteiligung von Konstrukteuren der KVB entstand daher der Stadtbahnwagen „Rhein-Sieg“, da die neuen Bahnen im gesamten Rhein-Sieg-Raum eingesetzt werden sollten.
Das Fahrzeug, ein zweiteiliger, sechsachsiger Gelenktrieb-wagen für den Zweirichtungsbetrieb, war ober- wie unterirdisch, im innerstädtischen wie im städteverbindenden Verkehr einsetzbar. Ausfahrbare Trittstufen erlaubten den Einstieg von unterschiedlichen Bahnsteighöhen. Gebaut wurde die neue Fahrzeug-Generation – mit wenigen Ausnahmen – bei der Düsseldorfer Waggonfabrik (Düwag) – und sie war so erfolgreich, dass der Stadtbahnwagen „Kölner Bauart“ auch im gesamten Rhein-Ruhr-Gebiet zum Einsatz kam.
Der vom Land geplante Stadtbahnwagen „Typ A“ kam über das Reißbrettstadium nicht hinaus. Die beiden Prototypen der Baureihe 2000 kamen 1973 nach Köln. Zwischen 1976 und 1978 wurden die weiteren 57 Fahrzeuge ausgeliefert. Von den insgesamt 59 Fahrzeugen setzte die KVB 54 ein und die damalige Köln-Bonner Eisenbahn (KBE) fünf. Die Vorzüge der 2000er: Sie waren robust und universell auf Hochflur- und Niederflur-strecken einsetzbar, und zwar als Einzelfahrzeug oder in Doppeltraktion.
Sie konnten mit den späteren Baureihen 2200 und 2300 gekuppelt werden und es war wenig Elektronik verbaut. Das Fahrzeug war Vorbild für zahlreiche Entwicklungen in- und ausländischer Stadtbahnsysteme. Insgesamt 32 Fahrzeuge wurde ab 2007 nach Istanbul verkauft, wo sie auch heute noch im täglichen Stadtbahneinsatz stehen.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de