12.10.23
Um trotz des massiven Personalmangels einen verlässlichen Fahrplan auf die Beine stellen zu können, gibt es im Fahrplanjahr 2024 Kürzungen bei der Stuttgarter S-Bahn. Diese kehrt für ein Jahr zum Halbstundentakt am Samstag zurück. Zusätzlich wird von montags bis freitags der Übergang vom Viertel- auf den Halbstundentakt am Abend von 20.30 Uhr auf 19 Uhr vorgezogen.
DB Regio hat den Besteller Verband Region Stuttgart über die Notwendigkeit der Änderungen im nächsten Jahr informiert, weil absehbar ist, dass Fahrzeuge und Mitarbeiter im Fahrpersonal im kommenden Jahr zeitweise nur eingeschränkt verfügbar sind. In der letzten Sitzung des Verkehrsausschusses der Regionalversammlung erläuterte Dirk Rothenstein, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn Stuttgart, den Regionalräten die Maßnahmen.
„Wir wissen, dass wir allein mit den erforderlichen Bauarbeiten für ein modernes S-Bahn-Netz unseren Fahrgästen schon Einiges abverlangen. Deshalb wollen wir mit den Einschränkungen im Angebot außerhalb der Hauptverkehrszeiten Nachteile für Schüler vermeiden und für Pendler so gering wie möglich halten. Für Unannehmlichkeiten, die unseren Fahrgästen daraus dennoch entstehen, bitten wir vielmals um Entschuldigung“, so Rothenstein.
Die S-Bahn Stuttgart setzt tagsüber durchgängig auf allen Linien Züge in maximaler Zuglänge ein und erweitert damit insgesamt das Platzangebot für die Fahrgäste. „Die Umstellung auf den digitalen S-Bahn-Betrieb bleibt eine anspruchsvolle Herausforderung. Ebenso wie bei der Infrastruktur gibt es auch bei der Ausrüstung der Fahrzeuge mit der neuen Technik für Hersteller Alstom und uns keine Blaupause“, wirbt der S-Bahn-Chef für die ambitionierten Pläne bei diesem erstmals durchgeführten Pilotprojekt um Verständnis.
Acht S-Bahn-Fahrzeuge der S-Bahn Stuttgart stehen bereits als Prototypen zur Ausstattung mit der Digitaltechnik in Hennigsdorf beim Fahrzeughersteller Alstom. Im nächsten Jahr beginnt dann der serienmäßige Einbau der neuen Leit- und Sicherungstechnik European Control System (ETCS) einschließlich der Komponenten für teilautomatisiertes Fahren in die gesamte Fahrzeugflotte. Die Umbauarbeiten sind deshalb komplex, weil zusätzlich auch die Innenausstattung der Züge für die Fahrgäste erneuert wird.
Die Umbaupläne werden von Bahn und Alstom derzeit ausgearbeitet. Parallel dazu müssen auch die Triebfahrzeugführer für das Fahren mit der neuen Technik geschult werden. Deshalb hat die S-Bahn Stuttgart ihre Maßnahmen zur Gewinnung neuen Personals bereits in der Vergangenheit intensiviert, weil sie jetzt – zum Beispiel in Zeiten mit erhöhten Krankenständen – nicht mehr flexibel disponieren kann.
In den beiden vergangenen Jahren hat die S-Bahn Stuttgart rund hundert Mitarbeiter eingestellt, die sie als Lokführer ausbildet. Allein in diesem Jahr sind es weitere achtzig. Für interessierte Bewerber findet am kommenden Samstag (14. Oktober) in Stuttgart ein weiterer „Tag des Quereistiegs“ statt, auf dem die DB ausführlich über die Berufsfelder bei der S-Bahn informiert.
Von der Umstellung auf den Digitalen Knoten Stuttgart profitiert der Fahrgast ab 2025 von pünktlicheren S-Bahnen und mehr Zugfahrten. Allein auf der S-Bahn-Stammstrecke wird die S-Bahn durch ETCS und teilautomatisiertes Fahren um mindestens zwanzig Prozent leistungsfähiger. Die neue Leit- und Sicherungstechnik kommt zudem ohne anfällige Komponenten aus. Aus einem topmodernen Stellwerk, das es vergleichbar in Europa noch nicht gibt, werden Züge digital angesteuert – die heutige Relaistechnik wird komplett abgelöst.
Indem die Züge digital per Funk angesteuert werden, entfallen auch die konventionellen Signale an der Strecke. Die durch diese verursachten Störungen treten ebenfalls nicht mehr auf. Dazu kommen die Kunden der S-Bahn in den Genuss von mehr Komfort und Service in den Fahrzeugen. Die ersten umgebauten Züge sollen im Sommer 2024 eingesetzt werden.
Das Redesign bedeutet mehr Platz für Rollstühle, Kinderwagen sowie Fahrräder durch zusätzliche Mehrzweckbereiche. Statt nur an den jeweiligen Fahrzeugenden wird es künftig in der Mitte zwei zusätzliche Mehrzweckabteile geben. Diese werden für Fahrräder optimiert und bestehen komplett aus Klappsitzen sowie bequemen Elementen zum Anlehnen. Zudem können Fahrgäste mit Fahrrädern die Stellflächen von zwei Einstiegstüren aus erreichen, was einen weiteren Vorteil gegenüber den bisherigen Mehrzweckabteilen bedeutet.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de