01.02.24
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert, dass ausfallende Züge nach wie vor als verfügbar im DB Navigator oder auf bahn.de angezeigt würden. Großflächige Betriebseinstellungen und Ausfälle der Bahn aufgrund von Sturm, Schnee und Streik nähmen „gefühlt zu“. Entsprechend der VO 454/2011 müssen Fahrgäste über Zugläufe informiert werden. Fahrgastinformationen sind ein essenzieller Baustein im Eisenbahnverkehr.
Fahrpläne sind der Katalog der angebotenen Produkte – den Reisemöglichkeiten. Im Online-Handel ist es üblich, dass nicht lieferbare Produkte abgewählt werden können. Diese Option fordert der Fahrgastverband Pro Bahn auch für die Reiseauskunft auf bahn.de und im DB Navigator. Zur Zeit ist es so, dass bei Fahrten, für die Umstiege erforderlich sind, teilweise keine nutzbaren Verbindungen angezeigt werden. Fahrgäste erhalten eine lange Liste von Verbindungen, bei denen ausfallende Züge zwar markiert sind, aber präsentiert werden. Auf den Bahnhöfen hat DB InfraGO die großen Anzeigetafeln umgestellt. Dort werden bei Großstörungen nur noch fahrende Züge angezeigt.
Jörg Bruchertseifer, Referent Fahrgastinformation des Fahrgastverbands Pro Bahn erläutert „Die Fahrplanauskunft ist der Produktkatalog des öffentlichen Verkehrs. Nicht lieferbare Produkte müssen abwählbar sein, das bedeutet für den Bahnverkehr, dass es eine Auswahloption geben muss, mit der Fahrgästen nur fahrende Züge angezeigt werden.“
Gerade in Fällen von Großstörungen ist es wichtig, dass Alternativen wie fahrbare Umsteige- und Umwegverbindungen unabhängig vom Eisenbahnverkehrsunternehmen angezeigt werden, auch wenn dabei die Fahrzeit deutlich länger ist, sie aber die nächstmögliche Verbindung zum Zielort sind. Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn ergänzt: „Statt nicht fahrbarer Verbindungen brauchen Fahrgäste die Anzeige der noch möglichen Fahrten.“
Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert von der Deutschen Bahn eine fahrgastorientiere Digitalisierung. Die DB verweist gerne auf die Nutzung von Smartphones für Informationen. Gerade diese Geräte haben eine begrenzte Bildschirmfläche, so dass die Flutung des Bildschirms mit ausfallenden Zügen eine Navigation durch den Informationsdschungel erheblich erschwert. Ein Beispiel für eine fahrgastfreundliche Umsetzung dieser Option ist die Bahn-App von Hellany.
Während es im Nahverkehr auch die Fahrgastauskünfte der Verkehrsverbünde gibt, ist die DB AG für den Fernverkehr selbst verantwortlich. Da es dort keinen Aufgabenträger gibt, sondern die Züge eigenwirtschaftlich gefahren werden, kann auch keine externe Kontrolle stattfinden. Selbst bei Fernverkehrszügen, die aus Regionalisierungsgeldern durch die Aufgabenträger alimentiert werden, wie es etwa zwischen Siegen und Dortmund oder von Bremen an die Nordsee der Fall ist, haben die Aufgabenträger keinen Einfluss auf die Qualität der Züge oder der Auskunftsmedien im Zusammenhang mit den Fahrten.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de