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SPFV-Diskussion in Chemnitz

08.03.24

Die Vorbereitungen für das Kulturhauptstadtjahr gehen für Chemnitz in die finale Phase, doch beim Anreisekonzept mit der Bahn für die erwarteten zwei Millionen Besucher gibt es nach den Medienberichten vom 27. Februar 2024 Zweifel. Bereits jetzt spürt man bundesweit das gestiegene Interesse an Chemnitz und der Kulturregion, doch die Anreise per Bahn ist schwierig – und wird es wohl auch im Kulturhauptstadtjahr bleiben.

Wichtigstes Drehkreuz für die Anreise nach Chemnitz ist und bleibt der Bahnknoten Leipzig. Nach der jüngsten Verschiebung des Betriebsstarts der Akkutriebwagen auf Dezember 2024 fallen mögliche „Kinderkrankheiten“ und damit ein holpriger Betriebsstart genau in das Kulturhauptstadtjahr.

„Die Erfahrung zeigt, dass Betriebswechsel mit neuer Fahrzeugtechnik fast immer mit Problemen im Regelbetrieb beginnen. Beispielhaft seien im VMS-Netz die Einführung der Citylinks oder der Start des Coradia-Fahrzeugparks genannt. Zudem sind wir nach den bisherigen Verzögerungen skeptisch, dass zum nächsten großen Fahrplanwechsel im Dezember 2024 tatsächlich die neuen Alstom-Coradia-Fahrzeuge auf dem RE 6 rollen. Eine solche Situation können wir uns im Kulturhauptstadtjahr nicht leisten.“ so Markus Haubold, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverband Pro Bahn Mitteldeutschland. „Außerdem ist der RE 6 zwischen Chemnitz und Leipzig schon heute sehr stark ausgelastet. Die neuen Fahrzeuge würden keine zusätzlichen Kapazitäten bieten.“

Laut Medienberichten soll die InterCity-Anbindung (IC 17, Chemnitz – Dresden – Berlin) durch eine einzige tägliche Fahrt pro Richtung ausschließlich am Wochenende verstärkt werden. „Diese Nachricht ist für Chemnitz ein schlechter Witz. Damit verspielt man auch die Chance, mit einer schnellen, regelmäßigen und direkten Verbindung von und nach Berlin für Entlastung auf dem heute schon stark ausgelasteten RE 6 zu sorgen“ fasst Markus Haubold die Meldung zusammen.

„Sollte es bei den zwei Verstärkerzügen in Richtung Berlin am Wochenende bleiben, ist das eine Ohrfeige für die gesamte Region und hört sich eher nach einem Trostpflaster an. Den Jubel anderer können wir nicht nachvollziehen“ kritisiert Sebastian Drechsler, Sprecher der Bahninitiative Chemnitz, die Ankündigung. Für die Bahninitiative Chemnitz ist das Thema Kulturhauptstadt kein neues: Zu verschiedenen Anlässen wurde auf das Thema und die damit verbundenen Chancen auf eine bessere Fernbahnanbindung aufmerksam gemacht.

Auf eine kürzlich gestellte Anfrage zum Thema Anbindung der Kulturhauptstadt sowie auf weitere Gesprächsangebote erhielt die Bahninitiative Chemnitz nur Absagen oder keinerlei Antwort seitens der Stadtverwaltung und Rathausspitze. „Man bekommt den Eindruck, dass sich die Stadt bei diesem Thema komplett wegduckt.“ so Markus Haubold. Anders als im Nahverkehr gibt es im Fernverkehr keine Aufgabenträgerschaft. Die DB Fernverkehr AG kann also nach eigenem Ermessen jederzeit Zugleistungen einstellen.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de