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KVB testet Langzüge

17.04.24

Die Linie 1 der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) ist in Stoßzeiten hoffnungslos überfüllt. Soll die Verkehrswende gelingen, werden dringend mehr Kapazitäten benötigt. Da sich die Linie 1 die Strecke zwischen Neumarkt und Heumarkt mit den Linien 7 und 9 teilen muss, fährt dort schon heute je Richtung alle zwei Minuten eine Bahn. Kürzere Taktzeiten sind nicht möglich. Die Lösung: Neunzig statt sechzig Meter lange Stadtbahnen einsetzen und so fünfzig Prozent mehr Fahrgäste befördern.

Dafür müssen die meisten Bahnsteige zwischen Weiden West und Bensberg verlängert werden. Das alles wurde politisch auch bereits beschlossen. Ob diese Bahnen aber zwischen Moltkestraße und Heumarkt ober- oder unterirdisch fahren, soll im Juni der Rat der Stadt Köln entscheiden Erstmals fuhren letzten Sonntag (14. April) neunzig Meter lange Stadtbahnen durch die Kölner Innenstadt. Allerdings nur für rund zwei Stunden.

Da die Bahnsteige aber noch nicht lang genug und die Ampelanlagen nicht passend programmiert sind, kann der Versuch zunächst nur einen ersten Eindruck vermitteln. Er soll veranschaulichen, wie es wird, wenn hier an Werktagen im Zwei-Minuten-Takt Züge durch die City rauschen, von denen die der Linie 1 dann noch einmal dreißig Meter länger sind als bisher. Ein Regelbetrieb mit neunzig Meter langen Stadtbahnen, die auf der Linie 1 zwischen Weiden-West und Bensberg verkehren, liegt dagegen noch in weiter Ferne.

Wenn es nach der KVB geht, würden die Bahnen in der Innenstadt zwischen Aachener Weiher und Rhein unterirdisch in einem Tunnel fahren. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Der Betrieb könnte ganzjährig störungsfrei von den Einflüssen an der Oberfläche und damit deutlich zuverlässiger durchgeführt werden. Außerdem wäre er für alle Verkehrsteilnehmer sicherer und mit weniger Unfällen verbunden.

Die täglichen, heute üblichen Verzögerungen an den Ampeln würden damit genauso vermieden, wie die umfangreichen Trennungen an Karneval und bei anderen Großveranstaltungen. Die KVB hat sich von Beginn an für eine Tunnellösung in der Innenstadt ausgesprochen, sofern dieser wirtschaftlich abbildbar ist. Dafür gibt es gute und wichtige betriebliche Gründe: Eine unterirdische Führung der Stadtbahn würde den Betrieb insgesamt sicherer machen. Es gäbe weniger Unfälle, weniger Verletzte und weniger Störungen durch Einsätze von Rettungswagen, Feuerwehr, Polizei oder PKW im Gleis.

Die Trennwirkung der Bahngleise im Stadtraum würde reduziert und mehr Platz für eine attraktive Nutzung der Oberfläche geschaffen. Die Entscheidung hängt aber letztlich vom Rat der Stadt Köln ab, der im Juni einen Beschluss fassen will. Eine vorläufige Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) hat ergeben, dass sowohl der oberirdische Ausbau als auch eine Tunnellösung durch Fördermittel finanziert werden kann. Neunzig Prozent der förderfähigen Kosten würden von Bund und Land übernommen, wenn eine Finanzierungsvereinbarung zustandekommt.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de