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Bayern will Dieselausstieg im SPNV

23.04.24

Die bayrische Staatsregierung hat die Fortschreibung der Elektromobilitätsstrategie Schiene (BESS) beschlossen. Das neue Konzept enthält ein Bündel von Maßnahmen, um den Schienenverkehr klimafreundlicher zu machen. „Wir möchten den Dieselbetrieb im bayerischen Regionalverkehr bis 2040 beenden“, sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU): „Dafür planen wir die Elektrifizierung weiterer Bahnstrecken und setzen Züge mit klimafreundlichen Antrieben ein.“

Derzeit verkehren noch gut die Hälfte der Linien des Schienenpersonennahverkehrs in Bayern mit Dieselantrieb. Um dies zu ändern, sollen in den kommenden Jahren zahlreiche Strecken elektrifiziert werden. Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) ist in Bayern die Elektrifizierung von überregional bedeutsamen Strecken mit einer Gesamtlänge von 680 km vorgesehen. Darunter fallen die Achse Regensburg – Hof und die so genannte ABS 38 von München über Mühldorf nach Freilassing und Burghausen.

Leider kommen die vom Bund finanzierten Projekte nur schleppend voran, für die Franken-Sachsen-Magistrale von Nürnberg nach Hof und Schirnding wurde sogar ein Planungsstopp verhängt. Für die Elektrifizierung von Strecken, die vorranging dem Schienenpersonennahverkehr dienen, gewährt der Bund eine Förderung aus Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG). Um die Förderung beantragen zu können, sind jedoch eine fertige Planung und der Nachweis eines auskömmlichen Nutzen-Kosten-Verhältnisses erforderlich.

Hierzu merkt Berneiter an: „Es ist unsinnig, den volkswirtschaftlichen Nutzen jeder einzelnen Elektrifizierung immer wieder neu zu prüfen. Der Bund sollte endlich auf die von ihm eingesetzte Beschleunigungskommission Schiene hören und die Nutzen-Kosten-Untersuchung für Elektrifizierungsprojekte abschaffen.“ Der Freistaat ist dennoch in Vorleistung gegangen und hat bei den Infrastrukturbetreibern die Planung für die Elektrifizierung von Strecken mit einer Gesamtlänge von rund 210 Kilometern beauftragt.

Dazu gehören die Strecken im Bayerischen Oberland, die Schnaittachtalbahn im Nürnberger Land und die Illertalbahn von Ulm nach Kempten inklusive der Zweigstrecke nach Weißenhorn. Noch in diesem Jahr sollen Planungsaufträge für die Elektrifizierung weiterer 115 km folgen. Dies betrifft die Strecken Aschaffenburg – Miltenberg, Bayreuth – Schnabelwaid, Kempten – Oberstdorf sowie die Brenzbahn Ulm – Aalen, die abschnittsweise über bayerisches Gebiet führt.

Für verschiedene Strecken im Großraum Nürnberg wird eine Elektrifizierung im Rahmen des „Ausbauprogramms S-Bahn Nürnberg“ untersucht. Für Strecken ohne Elektrifizierungsperspektive setzt die Staatsregierung auf den Einsatz von Akku- und Wasserstoff-Zügen, die inzwischen eine Marktreife für das deutsche Schienennetz erreicht haben sollen. Im Herbst 2024 soll ein zweieinhalbjähriger Testbetrieb mit dem Wasserstoff-Zug Mireo Plus H auf den Strecken Augsburg – Füssen und Augsburg – Peißenberg starten.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de