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VCÖ fordert Tarifvereinfachung

16.05.24

Buchen und planen internationaler Bahnreisen ist nach wie vor nicht so einfach wie es sein sollte, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Zudem gehen bei der Kombination von Tickets unterschiedlicher Anbieter häufig Fahrgastrechte im Verspätungsfall verloren. Darüber hinaus sorgen viele unterschiedliche Systeme und Vorschriften bis hin zu einer fehlenden einheitlichen Betriebssprache zu Verzögerungen im internationalen Bahnverkehr, insbesondere im Gütertransport. Der VCÖ fordert den verstärkten Einsatz der EU und der Mitgliedsstaaten für den Abbau bestehender Barrieren im grenzüberschreitenden Bahnverkehr.

„Vom einheitlichen Europa ist der Schienenverkehr noch weit entfernt. Bei jedem Grenzübertritt auf der Schiene ändern sich die Betriebsbedingungen. Auch technische Aspekte wie unterschiedliche Zugsicherungssysteme verursachen Stehzeiten an der Grenze“, weist VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky auf die Folgen von mangelndem europäischen Denken und Handeln im Bahnverkehr hin.

Auch wenn in den vergangenen Jahren einige Harmonisierungsschritte gesetzt wurden, im Jahr 2021 bestanden in der EU für den Schienenverkehr noch 862 unterschiedliche nationale Regelungen. In der EU gibt es mehr als 20 unterschiedliche Zugsicherungssysteme, vier verschiedene Stromsysteme und in jedem Staat eigene Betriebsvorschriften, macht der VCÖ aufmerksam. Das führte dazu, dass für die Fahrt durch 26 EU-Staaten und über 33 Grenzen ein Zug im Jahr 2021 55 verschiedene Lokomotiven benötigte.

Eine einheitliche Betriebsprache fehlt nach wie vor. Triebfahrzeugpersonal muss über ein B1-Sprachniveau der Landessprache verfügen, um im jeweiligen Land fahrberechtigt zu sein, was den internationalen Einsatz von Personal erschwert. „All das behindert die Ziele der EU, den Güterverkehr stärker von der Straße auf die Schiene zu bringen sowie im europäischen Reiseverkehr einen verstärkten Umstieg vom Flugzeug auf die Bahn zu erreichen. Es muss der Bevölkerung so einfach wie möglich gemacht werden, klimaverträglich zu reisen“, so Katharina Jaschinsky.

Sie fordert verstärkte Maßnahmen sowohl von der EU als auch von den Mitgliedsstaaten, bestehende Hürden beim Planen und Buchen internationaler Bahnreisen zu beseitigen. So scheiterten im Rahmen einer Studie nur drei Prozent der Teilnehmer an der Buchung einer Flugreise, beim Buchen einer internationalen Bahnreise scheiterten hingegen mit 33 Prozent elfmal so viele Teilnehmer.

Das liegt vor allem daran, dass die Buchungssysteme nicht verknüpft sind. Der VCÖ weist auf ein weiteres Problem für Fahrgäste hin: Werden Tickets verschiedener Anbieter kombiniert, gehen häufig Fahrgastrechte zur Sicherung der Weiterreise im Fall von Verspätungen verloren. „Angesichts der zahlreichen Baustellen in Deutschland kann das beispielsweise bei Zugreisen über Hamburg nach Skandinavien zu Problemen führen“, nennt Katharina Jaschinsky ein ganz konkretes Beispiel.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de