16.05.24
Unter dem Motto „Perspektiven nachhaltiger Mobilität“ fand in Stuttgart letzte Woche das 14. ÖPNV-Forum statt. Diskutiert wurde unter anderem über das Modell „Mieterticket“, Künstliche Intelligenz im ÖPNV und das Mobilitätskonzept zur Fußball-Europameisterschaft. Aber auch das einjährige Jubiläum des beliebten Deutschland-Tickets war natürlich Thema. Im Rahmen des Forums sprach der Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bei einem Pressetermin über die Qualität im Nahverkehr.
Mit Blick auf die dringend notwendige Verkehrswende stellte Verkehrsminister Winfried Hermann fest: „Nur wenn die Züge pünktlich und zuverlässig fahren, werden wir die Menschen zum Umsteigen bewegen. Wir haben derzeit leider ein Qualitätsproblem auf der Schiene – auch im öffentlichen Schienenpersonennahverkehr. Ausfälle und Verspätungen verärgern die Fahrgäste. Das muss wieder besser werden.“ Die Betreiber der SPNV-Infrastruktur seien hier nicht allein in der Pflicht, sondern maßgeblich auch die Verkehrsunternehmen.
Hermann: „Wir als Aufgabenträger tun das Mögliche. Im vergangenen Jahr haben wir eine Qualitätsoffensive gestartet. Zudem haben wir ein breites Bündnis aufgebaut, mit dem wir dem Fachkräftemangel im ÖPNV entgegenwirken wollen. Doch bei allen Fortschritten bleibt die SPNV-Infrastruktur ein kritischer Punkt: Es reicht bei weitem nicht aus, die Schieneninfrastruktur auf den Hochleistungskorridoren zu sanieren – auch in der Fläche braucht es deutliche Verbesserungen.“
VVS-Geschäftsführerin Cornelia Christian ergänzte die Ausführungen des Ministers, wie die Verbundlandkreise in der Region für Qualität im Busverkehr sorgen: „Unseren Landkreisen im Verbund liegt die Qualität ihres Busverkehrs am Herzen. Deshalb haben sie unter Mitwirkung des VVS die Standards 2.0 entwickelt, die für eine einheitliche Qualität bei den Busverkehren im VVS sorgen. Ulrich Weber, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen Baden-Württemberg (VDV), informierte bei der ganztägigen Veranstaltung darüber, welche aktuellen Themen auf Europa-Ebene geplant sind. So sieht die EU-Strategie für eine nachhaltige und intelligente Mobilität vor, dass der Linienverkehr für Strecken von unter 500 Kilometern bis 2030 klimaneutral sein soll.
Ulrich Weber, der auch Mitglied im Europäischen Ausschuss des Internationalen Verbands für Öffentlichen Nahverkehrs (UITP) ist, formulierte zudem zehn Kernforderungen des VDV an die EU. So forderte er unter anderem, dass Maßgaben für mehr Klimaschutz in der Umsetzung praktikabel und finanzierbar bleiben. Für die Umstellung der Flotten auf alternative Antriebe, wie sie in der EU-Strategie verankert ist, sei außerdem ein EU-Förderprogramm nötig, das im mehrjährigen Finanzrahmen der EU eingeplant werden müsse.
VVS-Geschäftsführerin Cornelia Christian referierte in ihrem Vortrag über das Modell des Mietertickets. Mietertickets können rabattierte oder kostenlose Abonnements für den Nahverkehr auf der Basis des Deutschland-Tickets sein. „Wir laden die Wohnungsunternehmen, aber auch die Politik im VVS-Gebiet ein, mit uns attraktive Mietertickets zu entwickeln. Die Immobilienbranche trifft die Mobilitätsbranche. Ziel ist es Mieterinnen und Mietern ein vergünstigtes VVS-Abo im Rahmen des Mietvertrags zur Verfügung zu stellen und damit einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Mobilität zu leisten“, so Cornelia Christian.
Thomas Knöller, Leiter der Abteilung Planung beim VVS, skizzierte im Haus der Architekten den Planungsstand zum Mobilitätskonzept für die Europameisterschaft. An den fünf Spieltagen in Stuttgart werden mehr als 300.000 Besucher erwartet, im Stadion und den Fan-Zonen in der Innenstadt. Gegenüber normalen Fußballspielen rechne man mit einem deutlich höheren ÖNV-Anteil, der bis zu achtzig Prozent betragen könne.
Der VVS und seine Verkehrsunternehmen spielen bei den Planungen zur Mobilität eine wichtige Rolle Bei den weiteren Fachvorträgen ging es um Künstlicher Intelligenz (KI) im ÖPNV. Philipp Tabasaran vom VVS berichtete über mögliche Einsatzgebiete von KI beim VVS sowie deren Chancen und Risiken. Einer der Anwendungsfälle könnte bei der Beantwortung von Kundenanfragen unterstützen, zum Beispiel in Form von Chatbots oder Speech-to-Text-Übersetzungen zum Abbau von Sprachbarrieren. Außerdem referierte Simone Fischer als Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen über die Bedürfnisse und Herausforderungen einer barrierefreien Mobilität.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de