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Hessen: Pro Bahn fordert größere Züge

17.05.24

Der hessische Landesverband von Pro Bahn fordert auf den Linien RE 98 und RE 99 zwischen Frankfurt, Gießen, Kassel und Siegen eine deutliche Ausweitung der Gefäßgrößen. Aufgrund der massiv gestiegenen Fahrgastzahlen spricht man sogar von „menschenunwürdigen Zuständen“ und wirft den Verantwortlichen beim zuständigen Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) „Tatenlosigkeit“ vor. Die seit Ende 2009 im Einsatz befindlichen Nahverkehrstriebwagen mit dem Namen Flirt des schweizer Herstellers Stadler mit rund 300 Sitzplätzen sind völlig unzureichend, um die seither erzielten Fahrgastzuwächse akzeptabel abzubilden.

Setze man das Ziel einer Verkehrswende hin zur Bahn mit einer Fahrgaststeigerung von fünfzig Prozent als Maßstab, dann wird man, si Pro Bahn wörtlich, „eine Apokalypse herbeiführen, wie man sie nur aus Indien kennt.“ Der Verand weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass man dem ausführenden Bahnverkehrsunternehmen Hessische Landesbahn (HLB) keinerlei Vorwurf macht. In dem Vertrag hat der RMV der HLB seinerzeit vorgegeben, wie viele Nahverkehrszüge in welcher Größe auf den beiden betreffenden Linien RE98 und RE99 zum Einsatz kommen.

Mit dem Wechsel Ende 2009 war dies eine Reduktion der Sitzplatzzahl gegenüber den vorher eingesetzten Zügen um vierzig Prozent. Damals ging auch die Direktverbindung zwischen Gießen und Köln verloren. An dieser Bahn-Miniaturausgabe hält man seitens des RMV bis heute fest und will dies auch in den nächsten zwanzig Jahren tun. Die dann rund eineinhalb Jahrzehnte im Einsatz befindlichen Stadler-Flirt-Züge sollen generalüberholt und innen neu ausgestattet werden.

Dann sollen sie mit gleicher Sitzplatzzahl mindestens bis in die 2040er Jahre weiter über die Schienen von Rhein/Main, Mittelhessen und Nordhessen rollen. Die RMV-Annahme, dass die starke Auslastung lediglich im Zu- und Ablauf des Frankfurter Hauptbahnhofs gegeben sei, könne inzwischen „deutlich widerlegt werden“, so Pro Bahn Die Fahrgastzahlen zwischen den beiden Universitätsstädten Gießen und Marburg ist enorm angestiegen. Man bietet als schnelle Verbindung ohne Zwischenhalte im Nahverkehr bislang nur einen Stundentakt an. Der RE98 ist ein Teil davon und die Züge gerade zwischen den beiden Städten tageszeitweise hoffnungslos überfüllt.

Pro Bahn sieht darin einen handfesten Skandal, in welcher sich einzelne leitende RMV-Mitarbeiter, leider ohne Einwirkung der nötigen Kontrollorgane, mit Vorsatz gegen die Bedürfnisse insbesondere von rund einer Million Einwohnern in der Region Mittelhessen stellen und einen volkswirtschaftlichen sowie gesamtgesellschaftlichen Schaden verursachen würden. Für die Linien RE 98 und RE 99 fordert Pro Bahn die Anschaffung neuer Züge mit einer etwa doppelten Sitzplatzzahl. Dies würde etwa den Zügen entsprechen, welche auf den parallel im Takt verkehrenden, zweistündigen Doppelstockzügen des RE30 zwischen Frankfurt, Gießen, Marburg und Kassel im Einsatz sind.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de