11.06.24
Die Regionalgruppe Ostsachsen des Fahrgastverbandes Pro Bahn fordert das Eisenbahnnetz in der Region Lausitz europatauglich zu machen. Der Fahrgastverband PRO BAHN – Regionalgruppe Ostsachsen – fordert anlässlich der Europawahl, das Lausitzer Streckennetz wieder europatauglich zu machen. „Zu DDR-Zeiten konnte man aus der Region direkt nach Warschau, Košice, Krakau, München und zeitweilig sogar nach Paris reisen. Freilich war den meisten Menschen verwehrt, Züge in den Westen zu besteigen. Heute dürfen sie zwar überall hinreisen. Viele Lausitzerinnen und Lausitzer kommen umsteigefrei aber nicht einmal mehr bis Berlin, Breslau oder Liberec“, informiert Moritz Filter, Co-Sprecher der Regionalgruppe.
„Hauptursache ist, dass die Elektrifizierung der Bahnstrecken in der Region nach der Wende vernachlässigt wurde. Bereits die „Deutsche Reichsbahn“ hatte die Pläne für die Elektrifizierung der wichtigsten Achsen Cottbus-Görlitz und Dresden-Görlitz geschrieben. Seit 34 Jahren schlummern sie in Schubladen,“ so Filter.
Im Fernverkehr ist heute einzig die Lausitzmetropole Cottbus angebunden. Bis hierher hatte es der Fahrdraht 1989 geschafft. Ein täglicher Intercity nach Berlin, Hannover und Norddeich Mole – natürlich außer samstags/sonntags – ist kein attraktives Angebot. Internationale Züge schlagen um die Lausitz einen großen Bogen. Nicht einmal die dank sächsischer Zuschüsse bis 2018 fernverkehrstauglich hergerichtete Achse Hoyerswerda- Węgliniec wird befahren. Über sie könnten beispielsweise EC-Züge Frankfurt (Main)-Leipzig-Hoyerswerda-Breslau-Krakau rollen.
Die vom Freistaat gezahlten Zuwendungen wären daher ein Fall für den Landesrechnungshof. „Die Bundesebene predigt zwar ständig eine Verkehrswende. Sie macht aber zu wenig dafür, dass diese in der Lausitz gelingen kann,“ kritisiert Ingo Koschenz, ebenfalls Co-Sprecher der Regionalgruppe und Referent für Osteuropaverkehre des Pro-Bahn-Bundesvorstandes: „Der Bundesverkehrsminister ignoriert sogar das hartnäckige Nachbohren der lausitzer Ministerpräsidenten Woidke und Kretschmer. Sie fordern zu Recht Klarheit darüber, wann die Lebensadern der Region endlich ausgebaut sind.“
Die Regionalgruppe verweist darauf, dass der Nachbar Polen seine europäischen Hausaufgaben längst erledigt hat. Es hat den Fahrdraht 2019 bis auf das Görlitzer Neißeviadukt gezogen; die Strecke nach Breslau für Geschwindigkeiten bis 160 Km/h ertüchtigt. Deutschland hat Polen 2003 zwar in einem Staatsvertrag die gleichen Ausbauparameter der Anschlussstrecken nach Berlin und Dresden versprochen.
Den Worten folgten aber wenig Taten, obwohl selbst die Tschechen inzwischen die Achse Prag-Liberec-Zawidów-Zgorzelec revitalisieren. Koschenz ergänzt: „Polen und Tschechien haben ihre Erschließungsachsen der Region sogar für die Transeuropäischen Netze angemeldet. Herr Wissing hat auch das verschlafen, obwohl für den Ausbau von TEN-Strecken zusätzliche europäische Fördergelder akquirierbar wären.“
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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Quelle: Zughalt.de