27.06.24
In einem Pressegespräch haben der Aufgabenträger NWL und Eurobahn letzte Woche ein Fazit der ersten Wochen mit reduziertem Fahrplan gezogen, der nach aktuellem Stand bis Mitte Dezember fortgeführt wird. Hausspitzen und Fachleiter informierten über Hintergründe und gaben Ausblicke. In jedem Fall ist man sich beim NWL sicher, dass die Vergabe an die Eurobahn kein Fehler war und auch rechtlich nicht möglich gewesen wäre bzw. wäre eine solche Entscheidung von der Vergabekammer gekippt worden.
Hintergrund: Im Teutoburger-Wald-Netz lag der Preis der Eurobahn pro Zugkilometer etwa einen Euro unter der Kalkulation des NWL. Es gab damals insgesamt drei Bieter, die Westfalenbahn, DB Regio und die Eurobahn, wobei sowohl die Westfalenbahn als damaliger Betreiber wie auch DB Regio in der Preisfindung ungefähr im Rahmen der Kalkulation des Aufgabenträgers getroffen hat – die Eurobahn lag deutlich drunter. Bereits im Herbst 2019 hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) den S-Bahnvertrag mit der Eurobahn kurz vor der Betriebsaufnahme gekündigt.
Seit dem 8. April hat die Eurobahn ihre Fahrpläne reduziert, um einen möglichst zuverlässigen und stabilen Betrieb sicherzustellen. Aufgrund des Personalmangels hat die Eurobahn den NWL darüber informiert, dass es auch in den kommenden Monaten nicht möglich sein wird, zum vollen Leistungsangebot auf den von der Eurobahn betriebenen Linien zurückzukehren. Die Eurobahn plant, das reduzierte Leistungsangebot bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 beizubehalten, so dass Fahrten für Fahrgäste zuverlässig planbar bleiben.
Durch die Fahrplanreduktion hat sich die Zuverlässigkeit der Zugverbindungen signifikant verbessert. Vor der Reduzierung lag die Quote der ungeplanten Ausfälle aufgrund von Personalmangel bei 5,81 Prozent. Mit dem reduzierten Fahrplan konnte dieser Wert auf 1,06 Prozent gesenkt werden. Die Entscheidung der Eurobahn, den reduzierten Fahrplan um mindestens ein weiteres halbes Jahr zu verlängern, hat den NWL veranlasst, das gesamte Konzept unter neuen Gesichtspunkten zu überprüfen.
Die bisherigen Einschränkungen haben zu großer Unzufriedenheit bei den Fahrgästen geführt. Daher arbeitet der NWL kontinuierlich an kurzfristigen Verbesserungen, um die Belastungen für die Fahrgäste zu minimieren. Eine der Maßnahmen ist die Prüfung der vorübergehenden Unterstützung durch Personal anderer Eisenbahnverkehrsunternehmen. Ziel ist es, auf nicth bedienten Linien der Eurobahn temporär einzelne Zugleistungen durch weitere Betreiber erbringen zu lassen.
Diese Optionen wären nur realisierbar, wenn die betreffenden Unternehmen über ausreichende Personalressourcen verfügen, was unwahrscheinlich ist. In diesem Zusammenhang hat die NWL-Verbandsversammlung einen Beschluss gefasst, der es dem NWL ermöglicht, stark nachgefragte Zugverkehre zeitweise auch durch Konkurrenten durchführen zu lassen, um das System weiter zu stabilisieren.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de