08.07.24
Der Bundesverband Schienennahverkehr (BSN) hat sich in die aktuelle Diskussion zum Deutschlandticket eingeschaltet. Im Rahmen der Haushaltsbedatte hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) das Deutschlandticket zwar nicht grundsätzlich in Frage gestellt, jedoch eine deutliche Preissteigerung ins Gespräch gebracht. Aus Sicht des Verbandes geht eine solche Debatte an großen politischen Versäumnissen vorbei, auch auf Bundesebene und auch solche, die seit dem Amtsantritt der Ampelkoalition im Dezember 2021 passiert sind.
Deutschlandweit kämpfen derzeit Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen aufgrund der prekären finanziellen und infrastrukturellen Situation um den Erhalt sowie die Qualität ihrer Angebote. Der Bund muss seiner Pflicht nachkommen und eine auskömmliche Finanzierung für den Erhalt und Ausbau der Schieneninfrastruktur sowie des Verkehrsangebotes durch Regionalisierungsmittel sicherstellen. Eine Preiserhöhung des Deutschlandtickets löst diese Problematik nicht, sie wird aber dennoch notwendig sein.
„Ohne Infrastruktur kein qualitätsvolles Angebot. Ohne dies kein Nutzen des Deutschlandtickets – so einfach ist es. Diskussionen um eine soziale Tarifmaßnahme dürfen nicht mit der Auseinandersetzung mit den Grundbausteinen des Schienenverkehrs vermischt werden“ sagt Verbandspräsident Thomas Prechtl, der hauptamtlich Geschäftsführer der Bayrischen Eisenbahngesellschaft (BEG) ist.
„Auch ein teureres Deutschlandticket bleibt ein Gamechanger für die Fahrgäste. Der Erfolg hängt nicht vorwiegend vom konkreten Preis ab, sondern vor allem von der Nutzerfreundlichkeit und Einfachheit. Für den Erhalt des Tickets muss der Bund aber seine Rechnungen bezahlen“ führt Prechtl fort.
Um die Mindereinnahmen der Verkehrsunternehmen durch das subventionierte Deutschlandticket auszugleichen, muss die langfristige, überjährige Sicherung der Finanzmittel für die Ausgleichszahlungen endlich umgesetzt werden. Sollte diese nicht kommen, müsste bereits im laufenden Jahr der Preis deutlich erhöht werden, spätestens jedoch zwangsweise ab dem 1. Januar, wenn die aktuelle Preisbindung endet.
Bliebe man bei 49 Euro müsste der Bund seinen Beitrag jährlich erhöhen, um die Mindereinnahmen auszugleichen. Ohne Preisanpassungen würde außerdem die anteilige Nutzerfinanzierung des Nahverkehrs allmählich ausgehebelt, die aber für das Erreichen der Verkehrswende nach Ansicht des Verbandes jedoch „dauerhaft notwendig“ sei – auch bei einem langfristig beibehaltenen Deutschlandticket.
Robert Dorn, Geschäftsführer des BSN sagt: „Wir brauchen einen adäquaten und regelmäßig evaluierten Preismechanismus für das Deutschlandticket. Dieser ermöglicht eine bessere Finanzierbarkeit, Stetigkeit und Planbarkeit für Fahrgäste und Branche. Außerdem soll der Bund sich dazu bekennen, das Erfolgsprojekt Deutschlandticket langfristig, bspw. über zehn Jahre, fortzusetzen, um einen nachhaltigen Erfolg für Gesellschaft und Klima zu erzielen.“
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de