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VDV zieht EM-Bilanz

18.07.24

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat seine Bilanz zur letzten Sonntag zu Ende gegangenen Fußball-Europameisterschaft hier in Deutschland gezogen. Vier Wochen war die Republik im Fußball-Fieber, die deutsche Nationalmannschaft ist im Viertelfinale in der Verlängerung knapp, aber respektabel gegen den späteren Titelträger Spanien ausgeschieden.

„Wir sind stolz das Geleistete, auf die Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen – es fuhr alles, was Räder hat, die Mitarbeitenden haben unzählige Überstunden investiert. Die Unternehmen überzeugten mit mehrsprachigen Informationskonzepten und vielen Innovationen vor Ort. Die zwei Millionen weltweit bislang einzigartigen Kombitickets mit einer Gültigkeit von 36 Stunden waren die Basis für einen hohen ÖPNV-Anteil während der Spiele. Dennoch wurde deutlich, womit wir bereits seit Längerem im Alltag kämpfen: Wir sind am Limit. Das System stößt vielfach an seine Kapazitätsgrenzen, der schlechte Zustand der Infrastrukturen sorgt bei punktuell erhöhter Nachfrage für ein störungsanfälliges Gesamtangebot. Es fehlt an Fahrzeugen und Personal. Die EURO sollte der entscheidende Weckruf für Bund und Länder sein, endlich umzusteuern und den nötigen Wachstums- und Modernisierungskurs der Branche entsprechend zu finanzieren“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Mit hunderttausenden zusätzlichen Zugkilometern und deutlich mehr Angebot bei Bus und Bahn hat die Branche dennoch alles gegeben, was Fuhrpark und Personaldecke hergaben. „Die EM hat einmal mehr gezeigt: Ohne Busse und Bahnen geht es nicht, sie sind nicht nur bei sportlichen Großereignissen das Rückgrat der Mobilität. Deshalb stehen unsere Leistungen auch besonders im Fokus der Öffentlichkeit und werden entsprechend diskutiert. Wir haben die Leistungsfähigkeit des ÖPNV unter Beweis gestellt, sind aber an Grenzen gestoßen – vom Personal bis zur Infrastruktur. Deshalb ist es wichtig, auch in Zeiten knapper Kassen in den ÖPNV zu investieren“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Sein Dank richtet sich auch explizit an die Kolleginnen und Kollegen, die Sonderschichten eingelegt und ihre Urlaubspläne verschoben haben. „Bis zu 30.000 Fans pro Spieltag reisten mit dem ÖPNV zum Stadion. Hinzu kommt der umfangreiche An- und Abreiseverkehr zu den Fan-Festen. Mit Sonderlinien und Taktverdichtungen sowie tausenden zusätzlichen SPNV-Sonderfahrten und hunderttausenden zusätzlichen Zugkilometern haben wir geliefert, was möglich war“, so Ingo Wortmann weiter.

Die Regionalzüge und S-Bahnen haben während der EM entscheidend dazu beigetragen, den Verkehr auf den Straßen zu entlasten und die zahlreichen Reisenden zwischen den EM-Städten klimafreundlich zu befördern. Zahlreiche Sonderverkehre auf der Schiene haben das Angebot trotz der begrenzten Infrastruktur sehr gut und zuverlässig ergänzt. In NRW wurde mit dem RE 24 sogar eine EM-Sonderlinie zwischen den Spielorten Dortmund, Gelsenkirchen, Düsseldorf und Köln eingerichtet. Allein auf dieser Linie haben die Unternehmen DB Regio, die Centralbahn und TRI rund 500 zusätzliche Fahrten mit 118.500 zusätzlichen Zugkilometern erbracht.

„Besonders bedanken möchte ich mich auch hier bei den Triebfahrzeugführern und Servicemitarbeitenden, die sich auf den Strecken, aber auch an den Bahnhöfen, z. B. bei der Reisendeninformation, richtig ins Zeug gelegt haben“, so Ingo Wortmann. Laut VDV konnten für die erarbeiteten Einsatzkonzepte auf die umfänglichen Erfahrungen aus Bundesliga- und europäischen Fußballspielen, sowie die Erkenntnisse aus Großereignissen oder Konzerten zurückgegriffen werden. Der Branchenverband verweist auf eine neue Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft, wonach der Investitionsbedarf Deutschlands bei 600 Milliarden Euro liegt.

Ein bedeutender Anteil entfällt auf den öffentlichen Nahverkehr: „Das Deutsche Institut für Urbanistik (DIFU) hat im letzten Jahr eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass für Erhalt und Ausbau der kommunalen ÖPNV-Infrastruktur in Deutschland Investitionen von insgesamt 64 Milliarden Euro bis 2030 notwendig sind. Ohne diese Investitionen riskieren wir, dass die dringend benötigte Modernisierung und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ins Stocken geraten. Wir dürfen bei allem Verständnis für die angespannte Haushaltsituation im Bund die nötigen Investionen nicht weiter verschleppen. Wir müssen Deutschlands Infrastrukturen reparieren und ausbauen und nicht endgültig kaputtsparen“, so Ingo Wortmann abschließend.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de