30.07.24
Der in Deutschland seit Jahren die Branche prägende Busfahrermangel existiert in ähnlicher Form auch in Österreich. Anders als in Deutschland spricht man in Österreich aber offen über die Problematik der Schnellfluktuation und geht auch transparent mit den Zahlen an. Die Gewerkschaft Vida fordert daher die Arbeitsbedingungen zu verbessern. „Vielen Beschäftigten im Linienbusbereich stehen während ihrer Dienstzeit nicht einmal Toiletten, geschweige denn sanitäre Einrichtungen oder Pausenräume zur Verfügung“, kritisiert Thomas Stiller, Sprecher des Ausschusses Autobus in der Gewerkschaft Vida.
In der letzten Woche gab es deshalb eine Aktion vor dem Wiener Westbahnhof. Ihre Kritik, die diesmal dem Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) galt, setzten die Aktivisten mit dem Aufbau eines Plumpsklos plakativ in Szene. „In der Ausschreibung des VOR von 2020 für den Öffentlichen Nahverkehr werden sanitäre Einrichtungen einfach nicht erwähnt; sie sind kein Kriterium. Unternehmen tun dann so, als wäre es nicht ihre Aufgabe, für Sozialräume sorgen zu müssen. Die Buslenker bleiben dabei mit ihren menschlichen Bedürfnissen auf der Strecke“, bemängelte Stiller die „teils verheerenden sanitären Zustände“ aufgrund fehlender Toiletten.
„Wir fordern den Verkehrsverbund Ostregion auf, die Möglichkeit zu längeren Pausen an den Anfangs- und Endpunkten von Buskursen sowie die Errichtung von mehr Pausenräumen an Anfangs- und Endhaltestellen in den Ausschreibungen sicherzustellen. Das muss schon im Zuge der Ausschreibungen passieren. Also der, der ausschreibt, muss entweder die Sanitär- und Pausenräume zur Verfügung stellen oder muss in den Ausschreibungen dafür Sorge tragen, dass entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden”, setzt Matthias Brenner, Landessekretär der Gewerkschaft vida Niederösterreich, nach.
Unattraktiv mache den Beruf des Buslenkers auch, dass Fahrpläne und Strecken so gestaltet sind, dass Pausen oft nicht möglich sind. Die Buslenker hätten daher oft keine andere Möglichkeit als die „schnelle und illegale Notdurft im Freien“, kritisiert Brenner. Der „schnelle Ausweg ins Grüne“ kann jedoch mit empfindlichen Verwaltungsstrafen sanktioniert werden – je nach Bundesland könne das von ein paar hundert bis in die tausenden Euros reichen. Ebenfalls an der Aktion beteiligt hat sich das Aktionsbündnis „Fridays for Future“.
„Der so dringend benötigte Öffi-Ausbau kann nicht gelingen, solange bei so Grundlegendem wie Toiletten für die Beschäftigten gespart wird. Alleine in Niederösterreich fehlen tausende Buslenker – kein Wunder bei diesen menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen! Gerechte Klimapolitik heißt: flächendeckender, günstiger und guter öffentlicher Verkehr für Fahrgäste und Beschäftigte“, so Teresa Tausch, Sprecherin von Fridays for Future in Wien. Bei künftigen Konzessionen und Vergaben von Buslinien oder Linienbündel müsse die Bereithaltung von Personaltoiletten fest berücksichtigt werden.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de