19.08.24
Bei Service und Komfort knüpften die Eisenbahnverkehrsunternehmen, die im Freistaat die Regionalzüge betreiben, im vergangenen Jahr an ihre Leistungen aus den Vor-Corona-Jahren an. Zu diesem Ergebnis kommt das jährliche Ranking Servicequalität der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Auf einer Skala von -100 bis +100 Punkten erreichten die 32 bewerteten Regionalverkehrsnetze im bayernweiten Durchschnitt 32,68 Punkte. Im Vergleich zum Vorjahr 2022 (46,92 Punkte) fiel der Wert um gut 14 Punkte.
Er liegt jedoch leicht über dem Wert von 2019 (30,25 Punkte), als noch ähnlich viele Fahrgäste mit den Regionalzügen unterwegs waren wie im Jahr 2023. Er reiht sich somit in die grundsätzlich positive Entwicklung aus den Jahren vor der Corona-Pandemie ein. Die BEG überprüft regelmäßig die Leistungen der bayerischen Eisenbahnverkehrsunternehmen in Sachen Sauberkeit, Komfort und Kundenorientierung mit Hilfe von externen Testern und Fahrgastbefragungen. Pünktlichkeitswerte und Zugausfälle fließen nicht in das Ranking zur Servicequalität ein.
Sie werden in einem eigenen Messsystem ermittelt und separat veröffentlicht. Das Netz Kahlgrund (DB RegioNetz) konnte seine Spitzenposition aus den Vorjahren bestätigen. Mit 100 von 100 möglichen Punkten führt das Netz die Tabelle auch im Jahr 2023 wieder an (2022: 100 Punkte). Platz 2 im Ranking belegt ein Aufsteiger: Das Netz Ammersee-Altmühltal (Bayerische Regiobahn) konnte gut 19 Punkte hinzugewinnen und erzielte insgesamt 74,64 Punkte (2022: 55,33 Punkte). Mit 65,99 Punkten und Rang 3 konnte das Netz Kissinger Stern (Erfurter Bahn) wiederum seine Platzierung aus dem Vorjahr verteidigen (2022: 93,18 Punkte).
Unabhängig von den jeweiligen Punktgewinnen oder -verlusten wurden die Mindesterwartungen der BEG an die Servicequalität in insgesamt 27 von 32 bewerteten Netzen übertroffen. Alle Eisenbahnverkehrsunternehmen, die mehr als null Punkte erreichen, erhalten entsprechende Bonuszahlungen vom Freistaat; diejenigen, die Minuspunkte verzeichnen, müssen eine Strafe an den Freistaat entrichten.
„Die Fahrgäste im bayerischen Schienenverkehr haben nichts weniger als einen Top-Service verdient. Deshalb freut es mich, dass einige Unternehmen ihre Leistungen sogar noch verbessern konnten und die Servicequalität unterm Strich auf einem vergleichsweise hohen Niveau ist. An vielen Stellen ist aber noch Luft nach oben. Die Ergebnisse des Rankings müssen für die Unternehmen Ansporn sein, weiter an ihrer Servicequalität zu arbeiten. Gleichzeitig muss die Deutsche Bahn die Infrastruktur ertüchtigen. Denn auch das ist eine Grundvoraussetzung für Qualität“, kommentiert Christian Bernreiter (CSU), Bayerns Verkehrsminister und zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der BEG, die Ergebnisse.
Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG, ergänzt: „Es liegt auf der Hand: Je mehr Menschen Bahn fahren, desto mehr leidet beispielsweise die Sauberkeit und desto häufiger kann die Ausstattung Schaden nehmen. Herausfordernd bleibt auch der branchenweite Personalmangel. Das darf aber nicht zu Lasten der Fahrgäste gehen. Schließlich ist es eine der originären Aufgaben der EVU, dass die Kunden jederzeit saubere und gepflegte Fahrzeuge erleben. Dennoch: In den meisten Netzen werden unsere hohen Mindesterwartungen deutlich übertroffen. Das zeigt, dass unser Mess- und Anreizsystem weiterhin sehr gut wirkt.“
Im Rahmen ihres Messsystems zur Servicequalität beurteilt die BEG bayernweit einheitlich seit 2008 Leistungskriterien, die unmittelbar in der Verantwortung der Eisenbahnverkehrsunternehmen liegen. Berücksichtigt werden die Sauberkeit der Fahrzeuge, die Fahrgastinformation, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung, die Serviceorientierung der Zugbegleiter und die Kundenorientierung bei Beschwerden. Die Ergebnisse der Messungen haben unmittelbare finanzielle Auswirkungen auf die Betreiber der jeweiligen Netze.
Erreicht ein Unternehmen den Wert Null, sind die Erwartungen der BEG gerade erfüllt. Wer darüber liegt, erhält eine Bonuszahlung, wer Minuspunkte verzeichnet, zahlt Strafe (+100 Punkte = maximaler Bonus, -100 Punkte = maximaler Malus). Die Pünktlichkeitswerte und Zugausfälle fließen nicht in die Ergebnisse des Rankings zur Servicequalität ein. Sie werden in einem gesonderten Messsystem ermittelt. Die Gründe für etwaige Verspätungen und Zugausfälle sind vielfältig. Sie liegen unter anderem an Mängeln der Schieneninfrastruktur und fallen damit nicht allein in die Verantwortung der EVU.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de