12.09.24
Weltweit gibt es einen Trend, Dieseltriebzüge und -Lokomotiven auszutauschen, zum Beispiel durch den Umstieg auf sogenannte alternative Traktionsarten; etwa mit Wasserstoffantrieb oder Akkuzügen. Während in Europa erste Betriebsaufnahmen gestartet wurden, gehen andere Länder den Weg über die Elektrifizierung ihrer Netze. Mit rasantem Tempo verfolgen asiatische Staaten das ehrgeizige Ziel, den Regional- und Vorortverkehr auszubauen und rein elektrisch zu bedienen.
Höhere Wachstumsraten für Auslieferungen von Elektrotriebzügen konnten in den vergangenen Jahren besonders in Indien und China beobachtet werden. In Europa wiederum zeigt sich der Gesamtmarkt nach den Corona-Jahren stabil und resistent, bleibt aber in der Geschwindigkeit vor allem bei der Dekarbonisierung der Flotte hinter den Erwartungen zurück. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Marktstudie „Multiple Units – Global Market Trends“, erhältlich ab September 2024.
Trotz der anhaltenden Unsicherheiten in der Weltwirtschaft wird der Markt für Triebzüge im Regional- und Vorortverkehr in den kommenden Jahren deutlich anwachsen. Mit einer jährlichen Steigerungsrate von 7,1 Prozent überschreitet der Neufahrzeugmarkt im Jahr 2028 voraussichtlich 16 Mrd. Euro (OEM, ohne After-Sales). Das derzeitige OEM-Niveau von etwa zwölf Milliarden Euro für neue Fahrzeuge wird weitgehend von einstöckigen Regional- und Vorortzügen bestimmt, die etwa siebzig Prozent des Gesamtvolumens ausmachen.
Zukünftig werden doppelstöckige Einheiten und alternativ angetriebene Triebzüge (XMU) einen bedeutenderen Anteil einnehmen. In Europa sind S-Bahnen ein wesentlicher Treiber – in vielen zentraleuropäischen Agglomerationen stehen demnächst Flottenablösungen oder Kapazitätserweiterungen an. Die weltweiten Ambitionen zur Dekarbonisierung der Bahn werden mit dem Aufkommen von XMUs beschleunigt.
Die Substitution von Dieseltriebzügen durch XMUs hat in einigen Ländern jüngst begonnen, allerdings langsamer als erwartet und gewünscht – zahlreiche Anlaufschwierigkeiten auf technischer, betrieblicher und finanzieller Seite prägen das Bild. Ein Anfang ist mit ersten Betriebsaufnahmen in Deutschland gemacht, zahlreiche europäische Länder ziehen in den nächsten Jahren nach. Batteriebetriebene Züge (BEMU) werden die Dieselzüge in den kommenden Jahrzehnten weitgehend ersetzen – Wasserstofftriebzüge (HMU) haben einen schweren Stand.
Dennoch sind HMUs unter gewissen Voraussetzungen die bevorzugte Lösung, wie aktuelle Bestellungen zeigen. Aufgrund der teureren Anschaffungs- und Energiekosten gegenüber BEMUs sind Subventionsprogramme allerdings unerlässlich, um einen HMU-Betrieb wirtschaftlich sinnvoll umzusetzen. BEMUs erweisen sich aufgrund der geringeren Komplexität als vorteilhaft, kommen allerdings häufig nicht ohne zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen aus, z.B. den Bau von Oberleitungsabschnitten oder Ladestationen, zumal der Wasserstoff verfügbar sein muss.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de