14.10.24
Die Zahl der Reise- und Linienbusse mit „erheblichen“ oder „gefährlichen Mängeln“ ist deutlich angestiegen. Laut dem „TÜV-Report Omnibus 2024“ haben in den vergangenen zwei Jahren 14,1 Prozent der geprüften Busse die Hauptuntersuchung (HU) nicht bestanden, was einem Anstieg von 2,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Bericht von 2022 entspricht. Bei weiteren 10,5 Prozent haben die TÜV-Sachverständigen „geringfügige Mängel“ festgestellt (plus 0,9 Punkte).
„Trotz engmaschiger Kontrollen ist fast jeder vierte Bus in Deutschland mit technischen Mängeln unterwegs“, sagte Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, bei der Vorstellung des TÜV Bus-Reports 2024. „Nach einem Rückgang während der Corona-Pandemie erreichen die Mängelquoten wieder das alte Niveau – trotz einer etwas geringeren Fahrleistung.“
Im Schnitt haben die für den aktuellen Report geprüften Busse 388.000 Kilometer zurückgelegt. Vor vier Jahren waren es noch 408.000 Kilometer. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sind aktuell rund 85.000 Reise- und Linienbusse auf deutschen Straßen unterwegs. Das sind etwa 10.000 Busse mehr als im Corona-Jahr 2021. „Viele während der Pandemie stillgelegte Busse sind jetzt wieder im Einsatz und zeigen ihre alterstypischen Schwächen“, sagte Goebelt. Zu den häufigsten Mängeln gehören Defekte an der Beleuchtung und Ölverluste an Motor und Antrieb, die mit zunehmenden Alter der Fahrzeuge verstärkt auftreten.
Goebelt: „Busse sind sehr sichere Verkehrsmittel. Bei der Ursache von Busunfällen spielen in Deutschland weniger technische Defekte die entscheidende Rolle, sondern vor allem der Faktor Mensch.“ In der ersten Jahreshälfte war es zu zwei schweren Busunfällen mit vier Toten und mehr als vierzig Verletzten auf Autobahnen in Sachsen und Nordrhein-Westfalen gekommen. Im Jahr 2023 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 6.265 Insassen von Bussen bei Unfällen verletzt worden, ein Anstieg von gut elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 16 Personen sind tödlich verunglückt (plus hundert Prozent). Während der Corona-Pandemie war die Zahl der Verunglückten bis auf rund 4.100 im Jahr 2020 zurückgegangen, steigt seitdem aber kontinuierlich an und liegt jetzt wieder auf dem alten Niveau.
„Bei der Realisierung der ‚Vision Zero‘ mit möglichst null Verkehrstoten kommt Deutschland kaum voran“, sagte Goebelt. „Dafür ist ein grundsätzliches Umsteuern in der Verkehrspolitik notwendig.“ Dazu zählt der Ausbau einer sicheren Straßeninfrastruktur, Begrenzungen der Geschwindigkeiten und eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs. Im Jahr 2023 lag die Zahl der im Nahverkehr beförderten Personen immer noch unter dem Vor-Corona-Jahr 2019: Im Linienverkehr mit Straßenbahnen um zehn Prozent, bei Regional-, S- und U-Bahnen um fast sieben Prozent und bei Bussen um fünf Prozent. Der Fernbusverkehr erholt sich indes nur langsam. Das Niveau lag 2023 etwa bei der Hälfte des Jahres 2019.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de