24.10.24
Die Fahrgäste im Allgäu müssen ab dem 3. November mit Einschränkungen im Zugverkehr von und nach Oberstdorf rechnen. Hintergrund ist ein massiver Kabelschaden im Stellwerk, der eine Kompletterneuerung der Anlage erfordert. Die DB hat bereits mit den Planungen für den Bau eines neuen elektronischen Stellwerks begonnen. Der Zeitplan wird aktuell erarbeitet. In der Regel dauern die Planung und der Bau eines neuen Stellwerks mehrere Jahre. Aktuell steht für den Zugverkehr daher nur noch ein Gleis im Bahnhof zur Verfügung.
Deswegen können nicht mehr alle Züge in den Bahnhof Oberstdorf ein- und ausfahren. Die DB bedauert die Einschränkungen und tut alles dafür, damit die Fahrgäste weiterhin mit öffentlichen Verkehrsmitteln an ihr Ziel kommen: Im Nahverkehr kann das Fahrplanangebot nahezu vollständig angeboten werden. Allerdings kommt es zu umfangreichen Fahrplanänderungen auf der Strecke zwischen Immenstadt und Oberstdorf. Die Reisezeiten auf den Linien RE 76 (München – Oberstdorf) und RE 17 (Augsburg–Oberstdorf) verlängern sich um bis zu zwanzig Minuten, bei der Linie RE 75 (Ulm–Oberstdorf) sind es rund zehn Minuten. Die einzelnen Züge, die entfallen müssen, ersetzt die DB entweder durch Busse oder es gibt geeignete Verbindungen in ähnlicher Zeitlage, auf die die Fahrgäste ausweichen können.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) erwartet, dass die Bahn mit aller Kraft und so schnell wie möglich zum normalen Betrieb zurückkehrt und hat das in Briefen an den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und den DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber deutlich zum Ausdruck gebracht: „Die naheliegende Lösung ist für mich die Reparatur des Kabelschadens in der bestehenden Technik. Sollte dies tatsächlich nicht möglich sein, muss der Bau eines so genannten Notstellwerks in Betracht gezogen werden, um den Zeitraum bis zur Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks zu überbrücken.“
Allerdings: Einen Rechtsstand hat der Freistaat Bayern hier nicht, auch der Aufgabenträger BEG kann nichts ausrichten, außer beim Bund zu intervenieren. Die Direktverbindungen des Fernverkehrs nach Oberstdorf (je eine Hin- und Rückfahrt von/nach Hamburg bzw. Dortmund) müssen aufgrund der eingeschränkten Kapazitäten bis auf Weiteres leider komplett entfallen. Für Fernverkehrsfahrgäste bestehen jedoch weiterhin attraktive Reisemöglichkeiten von/nach Oberstdorf – mit einem Umstieg an Fernverkehrsbahnhöfen wie München, Augsburg oder Ulm.
Durch die hohe Frequenz von Fern- und Nahverkehrszügen in diesen zentralen Knoten sind zugleich vielfach schnellere und flexiblere An- bzw. Abreisezeiten möglich als mit den einzelnen durchgehenden Fernverkehrszügen. Der Intercity zwischen Berchtesgaden und Hamburg wird weiterhin verkehren. Die DB prüft ergänzend technisch und betriebliche Lösungen, um zusätzliche Verkehre ermöglichen zu können. Alle geänderten Fahrpläne finden Fahrgäste in Kürze in der Online-Auskunft. Sie gelten ab dem 3. November. Bis dahin laufen noch die planmäßigen Bauarbeiten zur Instandsetzung des Bahndamms bei Sonthofen – mit Vollsperrung der Strecke nach Oberstdorf.
Die DB empfiehlt allen Kunden, sich rechtzeitig vor der Fahrt über die jeweilige Verbindung zu informieren. Oberstdorf ist eine der wichtigsten Tourismusdestinationen in Bayern mit mehr als 2,7 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Hinzu kommen zahlreiche Tagesgäste, Pendler und Schüler, die das Zugangebot nutzen. Bernreiter ist wichtig, dass die Vertreter der betroffenen Region in einem Runden Tisch „kontinuierlich und aktuell“ informiert werden.
Bernreiter: „Parallel müssen unverzüglich Gespräche mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft aufgenommen werden, um den erforderlichen Ersatzfahrplan so attraktiv wie möglich zu gestalten. In diesem Zusammenhang muss geprüft werden, ob die Fernzüge nicht wenigstens bis Kempten, Immenstadt oder Sonthofen verkehren können mit anschließendem Ersatzverkehr bis Oberstdorf.“
Da es im bayerischen Schienennetz zahlreiche ältere Stellwerke gibt, beschäftigt Bernreiter zudem die Frage, ob man mit ähnlichen Einschränkungen auch an anderen Strecken rechnen müsse. Er bittet die Bahn deshalb um ein „umfassendes Monitoring der Stellwerkstechnik und daraus abgeleitet um eine Darstellung, wo ähnliche Einschränkungen wie in Oberstdorf drohen könnten und welche Maßnahmen die DB ergreift, um dem vorzubeugen.“
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de