04.11.24
Die diesjährige Auszeichnung Bahnhof des Jahres geht nach Bautzen. Überzeugt hat der Bahnhof der ostsächsischen Kreisstadt sowohl mit seiner prächtigen, denkmalgerecht sanierten Fassade als auch mit seinem hellen und offenen Innenleben. Es ist die vierte Auszeichnung für den Freistaat Sachsen. Die Jury des von der Allianz pro Schiene ausgerichteten Wettbewerbs hob anerkennend hervor, dass nach dem Umbau neben Reisezentrum, Aufenthaltsbereichen und einem Café auch Abteilungen des Landratsamtes in dem denkmalgeschützten Gebäude untergebracht sind.
Einen Sonderpreis der Jury erhält der Landbahnhof Sörup in Schleswig-Holstein für die Aufwertung von Bahnhof und Umfeld durch die Gemeinde. „Der Bahnhof Bautzen ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie es mit neuen Nutzungsformen gelingen kann, ein vom Verfall bedrohtes Bahnhofsgebäude wieder zu einem lebendigen Ort für Reisende und Anwohner zu machen“, sagt der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, der auch Mitglied der Jury im Wettbewerb Bahnhof des Jahres ist.
Noch 2014 war das Empfangsgebäude in so schlechtem Zustand, dass es für den Publikumsverkehr gesperrt werden musste und Bahnsteige nur noch über den Außenbereich zugänglich waren. Nach einem Beschluss des Kreistages im Jahr 2016, Teile der Verwaltung künftig im Bahnhof Bautzen unterzubringen, wurde das Gebäude mithilfe eines privaten Investors zwischen 2017 und 2020 saniert und mit einem neuen Innenleben ausgestattet. Heute sind darin neben Reisezentrum und Café auch Büros einer Krankenkasse untergebracht, außerdem das Landratsamt, etwa mit seiner Kfz-Zulassungsstelle.
In Bautzen ist es gelungen, ein großes Bahnhofsgebäude wieder mit Leben zu füllen. Heutzutage braucht der Bahnbetrieb viel weniger Platz im Gebäude als in früheren Zeiten. Mit dem Umbau wurde die große Fläche über mehrere Etagen so gestaltet, dass verschiedene Anbieter darin Platz finden, die den Bahnhof beleben und deren Dienstleistungen einen direkten Nutzen für Reisende wie Anwohner haben.
Positiv fielen der Jury am Bahnhof Bautzen auch das neugestaltete Umfeld mit attraktivem Vorplatz und guter Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln auf. Hier lobten die Bahnhofsexperten die zahlreichen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Pkw mit kurzen Wegen zu den Gleisen. Bei der kleinen Station Sörup (Schleswig-Holstein) hat das Engagement der 4.000 Einwohner zählenden Gemeinde dafür gesorgt, dass das historische Bahnhofsgebäude saniert wurde und wieder für die Reisenden zugänglich ist. Zugleich wurde auch das Bahnhofsumfeld neu und ansprechend gestaltet.
„Hier hat das große Engagement und der starke Wille der Gemeinde dazu geführt, dass der Landbahnhof in Sörup wieder eine kleine, aber freundliche Station für Pendler und Besucher geworden ist, was gerade im ländlichen Raum keine Selbstverständlichkeit ist“, lobt Jury-Mitglied Dirk Flege.
Im Bahnhofsgebäude gibt es einen kleinen Warteraum und eine Toilette für die Reisenden. Außerdem ist W-Lan verfügbar. Im direkten Umfeld des Bahnhofs gibt es eine Bäckerei und einen Supermarkt, im Gebäude selbst ein Eiscafé mit gemütlichem Außenbereich, das täglich geöffnet hat. Nach dem Bus müssen ortsfremde Reisende nicht lange suchen, er fährt direkt vorm Bahnhofsgebäude an einer neugestalteten Wendeschleife ab.
Der Bahnhof Sörup zeigt, dass man auch aus einem sehr kleinen Bahnhof einen Ort mit Wohlfühlfaktor machen kann, an dem alle sich willkommen fühlen. Dieses Engagement wird mit dem Sonderpreis der Jury gewüridgt. Mit dem Sonderpreis für Sörup geht erstmals eine Auszeichnung im Rahmen des Wettbewerbs Bahnhof des Jahres nach Schleswig-Holstein. Mit dem Titel Bahnhof des Jahres zeichnet die Allianz pro Schiene seit 2004 die besten Bahnhöfe Deutschlands aus.
Im Mittelpunkt steht dabei die Perspektive der Reisenden. Die zehnköpfige Jury achtet vor allem auf folgende Kriterien: Nicht nur die Fahrgäste sollten umfassende Informationen vorfinden, etwa zu ihren Zugverbindungen, aber auch zu anderen Verkehrsmitteln am Bahnhof, zu Serviceeinrichtungen und Sehenswürdigkeiten. Der Bahnhof des Jahres muss darüber hinaus sauber und gepflegt sein, Menschen mit unterschiedlichen Mobilitäts- und Reisebedürfnissen ansprechen und durch andere Verkehrsmittel lokal und regional verbunden sein. Ob er im Eigentum der DB AG, eines anderen Infrastrukturbetreibers oder eines Privatinvestors steht, ist für die Preisvergabe nicht relevant.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de