04.02.25
Die Allianz pro Schiene fordert die Nutzbarmachung ehemaliger Empfangsgebäude an deutschen Bahnhöfen. Weniger als jeder vierte steht noch im Eigentum der DB AG, etwa 55 Prozent befinden sich im privaten Eigentum. Etwa jedes fünfte Gebäude gehört den jeweiligen Kommunen. Eine Auswertung der Verbandes gibt erstmals Auskunft darüber, wer Zugriff auf die Immobilien hat. Die Allianz pro Schiene spricht sich deshalb für eine partnerschaftliche Herangehensweise von Bund, Ländern, Kommunen und Privateigentümern aus, um die teils ungenutzten und sanierungsbedürftigen Gebäude wieder den Reisenden zugänglich zu machen.
„Wir sollten uns nicht damit abfinden, dass Hunderte Bahnhofsgebäude bundesweit leer stehen oder sogar verfallen“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Zur Verkehrswende gehört, dass wir Bahnhöfe für mehr Zugreisende ertüchtigen. Das bedeutet auch attraktive Empfangsgebäude, die den Bedürfnissen der Reisenden gerecht werden.“ Ursache für den großangelegten Verkauf von Bahnhofsgebäuden um die Jahrtausendwende war ein finanzieller Fehlanreiz durch den Bund: Die Deutsche Bahn sollte ihre Empfangsgebäude durch Mieteinnahmen finanzieren – doch wo sich keine Mieter fanden, war das nicht möglich.
Dirk Flege: „Im Rückblick ist allen Beteiligten klar, dass es ein großer Fehler war, Bahnhofsgebäude wie ganz gewöhnliche Immobilien zu behandeln und dort, wo sie sich nicht selbst finanzieren konnten, zu verkaufen. Das Ergebnis ist, dass fast achtzig Prozent der Empfangsgebäude heute nicht mehr der Deutschen Bahn gehören. Das macht die Weiterentwicklung der Gebäude im Sinne der Reisenden nicht eben einfacher“, so Flege. Weil man die damaligen Käufer der Bahnhofsgebäude nicht nachträglich zu einem stärkeren Engagement für die Gebäude verpflichten könne, gelte es nun mit Blick nach vorn auf Anreize zu setzen, um die Gebäude wieder für die Fahrgäste nutzbar zu machen.
Dazu sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene: „Es braucht jetzt positive Impulse, die Kommunen und Privateigentümer bei der Entwicklung von Bahnhofsgebäuden unterstützen.“ Aus Sicht der Allianz pro Schiene braucht es dafür sowohl finanzielle als auch organisatorische Unterstützung, um Nutzungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Zunächst sei der Bund als ursprünglicher Eigentümer der Bahnhofsgebäude gefragt, gemeinsam mit Ländern und Kommunen Verantwortung für die Wiederherstellung der Empfangsgebäude zu übernehmen.
„Alle Ebenen müssen an einem Strang ziehen, um die Empfangsgebäude wieder zu Verkehrsstationen zu entwickeln. So sollte zum Beispiel geprüft werden, wie die Städtebauförderung so erweitert werden kann, dass auch Privateigentümer in ihrem Engagement unterstützt werden, Bahnhofsgebäude wieder nutzbar zu machen“, so Flege. Außerdem seien viele Eigentümer weitgehend überfordert, ein Nutzungskonzept zu entwickeln. Hier gelte es anzusetzen.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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Quelle: Zughalt.de