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Pro Bahn fordert Erhalt der Service Stores

29.04.25

Mit großem Erstaunen hat der Fahrgastverband Pro Bahn die Absicht der DB InfraGo zur Kenntnis genommen, die DB-Service-Stores an ihren Bahnhöfen verkaufen zu wollen. Diese Geschäfte, in denen Fahrgäste mit Getränken und Proviant versorgt werden, sind insbesondere an kleinen und mittleren Bahnhöfen in der Fläche ein unverzichtbarer Bestandteil der Basisinfrastruktur. Fahrgäste wurden Anfang April ohne Vorwarnung mit dieser Entscheidung konfrontiert.

„Auch die Versorgung der Reisenden ist Teil der Grundversorgung an Bahnhöfen“, betont Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender von Pro Bahn. „Gerade auf kleineren Stationen und ohne Gastronomie im Zug, sind die Service-Stores oft die einzige Möglichkeit, sich vor oder nach der Fahrt mit Lebensmitteln zu versorgen.“

Als besonders problematisch sieht man dabei: In vielen Fällen sind die Betreiber dieser Läden die einzigen dauerhaft anwesenden Personen am Bahnhof. Ihre Präsenz wirkt sich nachweislich positiv auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste und anderen Personen aus und schreckt vor Vandalismus und Sachbeschädigungen ab. Ein Wegfall dieser Anlaufstellen wird daher nicht nur die Aufenthaltsqualität verringern und Fahrgäste abschrecken, sondern auch die Reinigungs- und Reparaturkosten weiter erhöhen.

„Wenn sich Investoren für die Stores interessieren, dann muss damit auch ein wirtschaftliches Potenzial verbunden sein“, erläutert Martin Pogatzki, Fachreferent für Bahnhöfe bei Pro Bahn. „Diese Einnahmen könnten von der DB InfraGo deshalb besser selbst genutzt und im Sinne der Fahrgäste reinvestiert werden – beispielsweise für die Aufwertung der Infrastruktur.“

Das Modell funktioniert aber nur in einer DB-Gesamtbetrachtung aus „Fahrgastgewinnung, geringeren Reinigungs- und Instandhaltungskosten und Mischkalkulation über alle Stores. Ein reiner Store-Betreiber wird daher unwirtschaftliche Stores schnell schließen. Pro Bahn warnt ausdrücklich vor der Gefahr, dass bei einem Verkauf an renditeorientierte Investoren, vor allem weniger profitable Filialen in der Fläche geschlossen werden – mit vielen negativen Folgen für Reisende.

Die geplante Veräußerung steht aus Sicht des Fahrgastverbands im Widerspruch zu den Grundsätzen der Gemeinwohlorientierung, die mit der Gründung der DB InfraGo als bundeseigene Infrastrukturgesellschaft explizit verfolgt werden sollte. Wer Bahnhöfe im Sinne des Gemeinwohls betreiben will, muss auch für eine durchgängige Versorgung, Aufenthaltsqualität und soziale Kontrolle sorgen – insbesondere dort, wo kein Bahnhofspersonal mehr präsent ist.

Pro Bahn fordert die DB InfraGo auf, ihre Pläne zu überdenken und die Service-Stores als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge weiter selbst bzw. im Franchising-System zu betreiben. Ein Rückzug aus diesem Bereich wäre ein Rückschritt für die Aufenthaltsqualität, die Sicherheit und die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs – besonders in den Zugangsstationen abseits der großen Knotenpunkte.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de