12.05.25
In Baden-Württemberg ist es zwischen 2020 und 2024 gelungen, das ÖPNV-Angebot landesweit um rund 15 Prozent anwachsen zu lassen. Das bringt auch kürzere Takte und längere Betriebszeiten. Die Zahlen aus dem ÖPNV-Report stellte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) letzte Woche beim zweiten ÖPNV-Zukunftskongress vor knapp 700 Fachleuten in Freiburg vor.
Der Minister betonte, dass sich das Angebot im ÖPNV landesweit verbessert habe: „Es geht überall voran bei Bus und Bahn. Die neuen Analysen des ÖPNV-Reports 2024 zeigen zahlreiche Verbesserungen beim Angebot. Und die Menschen im Land haben darauf offenkundig gewartet: Die Fahrgastnachfrage ist auf der Schiene und besonders auch bei den Regiobussen gestiegen. Wir können also noch mehr Fahrgäste gewinnen. Ein gutes Angebot motiviert zum Umstieg. Der landesweite Anteil des ÖPNV an den zurückgelegten Wegen hat sich nach der Corona-Delle noch nicht vollständig erholt. Gemeinsam mit den kommunalen Aufgabenträgern müssen wir weiter Anstrengungen unternehmen, damit Bus und Bahn zuverlässiger und damit noch attraktiver werden.“
Die neu in den Report aufgenommenen ÖPNV-Güteklassen zeigen, dass landesweit, also in der Summe aller Stadt- und Landkreise, über neunzig Prozent der Bevölkerung durch ein solides Mindest-ÖPNV-Angebot bedient werden. Auch die Fahrgastnachfrage wächst in einzelnen Bereichen des ÖPNV. Einen starken Zuwachs verzeichnen die vom Land bestellten Nahverkehrszüge sowie die vom Land geförderten Regiobusse. Allein die Verkehrsleistung des vom Land bestellten Schienenpersonennahverkehrs stieg von 2019 bis 2024 um über zwanzig Prozent.
Neben einer Ausweitung des Angebots hat auch das Deutschlandticket deutlich dazu beigetragen. Auch der Anteil der Verkehrsträger des Umweltverbundes entwickelt sich in Baden-Württemberg positiv: Der sogenannte Modal-Split-Anteil der Verkehrsträger des Umweltverbunds steigt von 42 Prozent im Jahr 2008 auf 46 Prozent im Jahr 2023. In der Entwicklung des Anteils des öffentlichen Verkehrs an den zurückgelegten Wegen (inklusive Fernverkehr und Taxen) ist nach einer deutlichen Corona-Delle erst wieder in etwa das Niveau 2017 erreicht – noch nicht das von 2019.
Eine der Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen des Reports beim Zukunftskongress war die unzureichende Finanzierung des ÖPNV. Einerseits muss der ÖPNV weiter ausgebaut werden, damit die Klimaschutzziele erreicht werden können. Andererseits sind die Kosten für Energie und Personal in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Das Verkehrsministerium hat daher auch die komplexe ÖPNV-Finanzierung genau unter die Lupe genommen. Das verbesserte Angebot im ÖPNV lässt sich auch an den gestiegenen Ausgaben ablesen.
Die öffentlichen Haushalte haben für einen Ausbau des ÖPNV in den vergangenen Jahren mehr Geld in die Hand genommen. Insgesamt ist die öffentliche Finanzierung des ÖPNV in Baden-Württemberg von 2018 bis 2024 um siebzig Prozent auf 3,3 Milliarden Euro gestiegen. Pro Kopf betragen die öffentlichen Ausgaben in Baden-Württemberg damit rund 300 Euro pro Jahr. Preisbereinigt sind – im Gegensatz zu den deutlichen Mittelsteigerungen des Landes und der Kommunen – die Mittel des Bundes sogar gesunken, ergibt die Bewertung der Untersuchung.
Hermann: „Trotz der Steigerungen der öffentlichen Mittel ist die Lage der ÖPNV-Finanzierung schwierig: Um den Verkehr weiter auszubauen oder wenigstens zu halten, muss der Bund seiner Pflichtaufgabe besser nachkommen und den ÖPNV insbesondere auf der Schiene auskömmlich finanzieren. Der Bund muss mehr Regionalisierungsmittel zur Verfügung stellen. Der dringend erforderliche weitere Ausbau würde in den nächsten Jahren sonst ausgebremst werden. Auch Baden-Württemberg droht im Schienenverkehr eine Finanzierungslücke, sofern der Bund die Regionalisierungsmittel nicht endlich erhöht. Der neue Koalitionsvertrag der Bundesregierung bleibt hier leider vage.“
Zur Finanzierung des ÖPNV auf kommunaler Ebene dürfte dank des neuen Landesmobilitätsgesetzes auch der Mobilitätspass künftig eine wichtige Rolle spielen. Mit dem Mobilitätspass für Einwohner oder für Fahrzeughalter haben Kommunen jetzt die rechtliche Möglichkeit, zusätzliche Mittel für den Ausbau von Bus und Bahn zu generieren und gleichzeitig Anreize zu setzen, vermehrt auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen – im urbanen Raum ebenso wie in der Fläche auf dem Land.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de