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Berliner Luft ist besser geworden

(Berlin) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Luft in Berlin ist sauberer geworden. Im Jahr 2019 konnte ein merklicher Rückgang der Belastung durch Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub (PM10) erreicht werden – besonders an Hauptverkehrsstraßen. An der Leipziger Straße sank die Belastung um 11 µg/m³, an der Silbersteinstraße und am Hardenbergplatz um 9 µg/m³.

An sechs automatisch messenden Verkehrsstationen konnte der NO2-Grenzwert von 40 µg/m³ im Jahresmittel in 2019 eingehalten werden. Trotz der positiven Entwicklung kann derzeit keine Entwarnung gegeben werden: Gerade in viel befahrenen und eng bebauten Hauptverkehrsstraßen wird der NO2-Grenzwert noch häufig überschritten.

Das zeigen die Messwerte der Passivsammlergeräte, die in engen Straßenschluchten an Lichtmasten hängen, wo große Messcontainer keinen Platz haben, wie zum Beispiel im schmalen Teil der Leipziger Straße, zwischen Friedrich- und Charlottenstraße. An der Leipziger Straße ergibt die Messung mit dem Passivsammler einen Jahresmittelwert von 48 µg/m³ (2018 noch 59 µg/m³). Damit ist der Grenzwert in der Leipziger Straße trotz des deutlichen Rückgangs der NO2-Belastung nach wie vor überschritten.

Regine Günther (Grüne), Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: „Der merkliche Rückgang der Schadstoffbelastung ist ein sehr gutes Ergebnis. Das zeigt, dass unsere Maßnahmen Wirkung zeigen. Dazu zählen Tempo 30, die Dieselbus-Nachrüstung bei der BVG AöR und die Anschaffung von E-Bussen. Nun kommt es darauf an, dass wir die Grenzwerte überall in Berlin einhalten und weitere geplante Maßnahmen umsetzen. Denn viele Fahrzeuge mit zu hohen Schadstoffemissionen sind nach wie vor auf der Straße.“

In der Leipziger Straße konnte aufgrund der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h ein wetter- und verkehrsbereinigter Rückgang der NO2-Belastung um 2,3 µg/m³ nachgewiesen werden – also fast ein Viertel des festgestellten Rückgangs. Tempo-30 ist kurzfristig die wirksamste Maßnahme, die Luft sauberer zu machen. Ein weiteres Viertel entfällt auf die Nachrüstung von Fahrzeugen, insbesondere von Bussen; die andere Hälfte des festgestellten Rückgangs kommt durch die erneuerten Fahrzeugflotten zustande.

Trotz der verbesserten Werte sind Durchfahrverbote für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro 5 an einzelnen Straßen unumgänglich. Wo Tempo 30, Parkraumbewirtschaftung und Nachrüstung der Dieselfahrzeugflotte für eine Einhaltung des Grenzwertes nicht ausreichen, muss dies durch Durchfahrverbote erreicht werden. An allen Messstationen, die in Wohngebieten und am Stadtrand jeweils abseits von Hauptverkehrsstraßen liegen, wird der Grenzwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit bereits seit vielen Jahren deutlich unterschritten.

Die NO2-Jahresmittelwerte liegen in den städtischen Wohngebieten zwischen 18 und 25 µg/m³ und am Stadtrand zwischen 11 und 14 µg/m³ (Mikrogramm pro Kubikmeter). Knapp 75 Prozent der NO2-Belastung an Straßen stammt aus dem Straßenverkehr in Berlin. Stickoxide werden fast ausschließlich von Dieselfahrzeugen in erhöhter Konzentration straßennah produziert. Der Grenzwert für PM10 („Feinstaub“) konnte 2019 im vierten Jahr in Folge eingehalten werden.

Mit der Einrichtung der Umweltzone und der Strategie „kein Diesel ohne Rußfilter“ konnte die Belastung aus dem Verkehr auf gut 26 Prozent reduziert werden, wobei von den Kfz-bedingten Partikeln vier Fünftel aus Abrieb und Aufwirbelung und nur noch etwa ein Fünftel aus Motoremissionen stammen. Abrieb und Aufwirbelung sind stark abhängig von der Fahrzeuggeschwindigkeit, sodass Tempo 30 zur Minderung auch dieser Partikel beiträgt.

In der kalten Jahreszeit sind neben dem Straßenverkehr allerdings insbesondere die sogenannten Komfort-Öfen – also Kaminöfen, die als Zusatzheizung mit Holz betrieben werden – eine Belastung für die Atemluft in Berlin. Komfort-Öfen stoßen weit mehr Feinstaubpartikel aus als alle übrigen Heizungsarten. Mehrere Berliner Analysen ergaben, dass gerade an kalten Tagen mit hohen PM10-Konzentrationen im Mittel 12 Prozent der Partikel aus der Holzverbrennung stammen.

Doch auch dafür zeichnet sich eine technische Lösung ab, getreu dem Motto „kein Ofen ohne Filter“: Das kürzlich verabschiedete Umweltzeichen „Blauer Engel“ setzt einen neuen Standard für saubere, mit Scheitholz befeuerte Kaminöfen, bei denen vor allem durch den Einsatz von Partikelfiltern der Partikelausstoß um zwei Drittel niedriger und damit weniger gesundheitsschädlich ist.

Siehe auch: Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft …

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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