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Gute Leute für gute Unternehmen

(Kommentar, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Branchenzusammenhalt zwischen den Verkehrsunternehmen im SPNV klappt gut. Man hat sich darauf geeinigt, dass man die Leute nicht aktiv abwirbt. In der Vergangenheit gab es immer wieder Gerüchte, dass Leute am Bahnsteig wie in einem schlechten Krimi angequatscht worden sein sollen, heute kann man sicher sagen: Das passiert nicht mehr. Wer sich von einem SPNV-Unternehmen zum anderen bewirbt, aus welchen Gründen auch immer, kann das tun, aber das war es auch.

Ansonsten müssen die Unternehmen sehen, wie sie ihre Leute finden und vor allem auch halten. Das gilt jetzt nur exemplarisch für Abellio, denn alle anderen EVU sind genauso betroffen. Das ist weder ein Problem eines bestimmten Unternehmens noch einer Region. Dennoch ist es aus Sicht eines betroffenen Unternehmens wenig hilfreich, auf eine Branchenlösung zu hoffen, während der Kunde am Bahnsteig steht und sieht, dass sein Zug nicht kommt.

Deshalb gilt es, kurzfristig einzugreifen und gegenzusteuern, sei es über aktive Personalkampagnen, sei es über eine gute Arbeitsqualität oder auch über eine bessere Bezahlung als im Branchendurchschnitt. Wettbewerb auf der Schiene bedeutet nicht nur, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen während des Vergabeverfahrens miteinander konkurrieren, es ist immer auch ein Wettbewerb um gute Mitarbeiter.

Dass man sich gegenseitig hilft, ist im Interesse des gemeinsamen Produktes das eine. Aber natürlich möchte jeder seine guten Mitarbeiter so lange es geht halten, etwas besser sein als der andere und einen Grund geben, gerade eben keine Bewerbung für den anders lackierten Zug am Nachbargleis des gleichen Bahnsteiges zu schreiben, sondern bei seinem Arbeitgeber zu bleiben.

Hierfür müssen die Bezahlung, die Stimmung im Unternehmen und vieles mehr so sein, wie man es sich wünscht. Es macht einen guten Teamleiter oder Gruppenvorgesetzten aus, hier dafür zu sorgen, dass die Leute motiviert bleiben. Das richtet sich dann nämlich nicht gegen das Unternehmen, das den anderen Zug fährt, sondern es stellt die Attraktivität des eigenen Unternehmens sicher.

Denn neben einer durchaus interessanten Tätigkeit bietet man auch langfristige Arbeitsplatzsicherheit, da die Verkehrsverträge in der Regel zwischen zwölf und 15 Jahren laufen. Aufgrund der Arbeitsmarktlage kann man auch davon ausgehen, dass niemand im Falle eines Betreiberwechsels Angst um seine Tätigkeit haben muss. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn ein Unternehmen ein Netz übernimmt, dann sind die dort aktiven Mitarbeiter gefragte Leute, sowohl für den bisherigen Arbeitgeber als auch für das Unternehmen, das das Netz übernimmt.

Und am Ende haben tatsächlich auch alle ein gemeinsames Interesse, dass die Eisenbahn als solche gut läuft. Wenn EVU A Probleme hat, bleiben ansonsten auch bei EVU B die Fahrgäste weg, etwa weil Umsteiger gar nicht zu ihrem Zug kommen. Das gilt auch im kommunalen Bereich, niemand fährt mit dem Bus zum Bahnhof, wenn der Zug ausfällt. Deshalb ist der Zusammenhalt so wichtig.


Siehe auch: Abellio: Personalmangel und RRX-Start vor Augen



Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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